Kate Allen als erste im Ziel.

Athen - Unglaubliches ist am Mittwoch im Vouliagmeni-Center bei Athen passiert: Die Österreicherin Kate Allen holte sich die Olympische Goldmedaille im Triathlon. Nach einer guten Schwimm-, einer starken Rad- und einer sensationellen Laufleistung sprintete die 34-jährige Wahltirolerin im Finish die haushohe Favoritin Loretta Harrop aus Australien nieder und sorgte für die erste Goldmedaille Österreichs bei diesen Olympischen Spielen. "Das ist die totale Überraschung, ich war in der Form meines Lebens", meinte die Siegerin, die erst vor acht Jahren nach ihrem Umzug nach Österreich mit dem Triathlonsport begonnen hat, tief bewegt.

Schwimm-Rückstand in Grenzen

In der Form ihre Lebens war sie in der Tat. Allen lag nach dem in einer Meeresbucht im 26 Grad warmen Wasser ausgetragenen 1,5-km-Schwimmbewerb mit 2:01 Minuten Rückstand auf die führende Harrop an der 44. Stelle des 50-köpfigen Teilnehmerinnenfeldes. Das klingt viel, damit hatte sie den Rückstand in ihrer mit Abstand schwächsten Disziplin aber in Grenzen gehalten. Die intensive Arbeit in den vergangenen Wochen hat sich bezahlt gemacht und die Basis für den späteren Erfolg war gelegt. Allen meinte später auch, das Salzwasser, das sie seit ihrer Kindheit schon bevorzugt hat, habe ihr an diesem Tag sehr geholfen.

Gute Gruppe auf dem Rad

Auf dem mit 20 Prozent Steigung extrem anspruchsvollen Radkurs hatte die gebürtige Australierin, die seit 2002 die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt, nach einer der fünf Runden nur noch 1:30 Minuten Rückstand auf den dritten Gesamtplatz, mit dem Zusammenschluss an die erste Verfolgergruppe und dank der exzellenten Arbeit "von drei Girls in unserer Gruppe" ließ sich der Rückstand auf die Ausreißerinnen weiter in Grenzen halten. Allen kam nach 40 Kilometern im Feld als 28. in die Wechselzone und als 29. heraus.

Weltklasse im Laufen

Mit dem Reinschlüpfen in die Laufschuhe startete die ausgebildete Diplomkrankenschwester zu einer Weltklasse-Performance, die der Damen-Triathlonsport schon lange nicht mehr gesehen hat. Die Vize-Europameisterin machte bei Lufttemperaturen von über 30 Grad rasend schnell Zeit gut, vor der letzten der drei Runde hatte sie nur noch rund zehn Sekunden Rückstand auf Bronze, überholte die vor ihr liegenden Konkurrentinnen und kam als Zweite um die letzte Kurve ins Zielstadion.

Sieg auf der Zielgeraden

Einer Inszenierung glich dann das Finish, im Sprint nahm sie Harrop noch 6,72 Sekunden ab und hatte geholt, wovon sie geträumt, was sie aber für möglich gehalten und auch immer wieder betont hat: eine Olympiamedaille. Bronze ging an die US-Amerikanerin Susan Williams.

"Radform meines Lebens"

"Das Laufen war bei mir nie ein Problem. Und nach dem Testwettbewerb hier im vergangenen Jahr (13./Anm.), wo ich mit der Radleistung überhaupt nicht zufrieden war, habe ich daran hart gearbeitet. Das ist nicht nur die Lauf- sondern auch die Radform meines Lebens." Was im Laufen für sie noch möglich ist, hat sie schon oft bewiesen, an diesem Tag war sie aber von sich selbst überrascht. Plötzlich sei sie Top Fünf gewesen, lag auf dem Bronzerang und habe es nicht einmal richtig mitbekommen, lief zu Silber und holte sich Gold.

Nur Weltranglisten-40.

Das erstaunte sie und die internationale Fachpresse, die Kate Allen nie und nimmer auf der Liste hatte. Denn in der Weltrangliste ist die Österreicherin nur 40., weil sie an Bewerben gespart hat. Seit der Europameisterschaft im April in Valencia hat sie kein Rennen mehr bestritten, die WM wegen einer Verletzung im rechten Wadenmuskel auslassen müssen.

Euphorischer Trainer

Die Konkurrenz hingegen hat sich sehr wohl auf Allen vorbereitet. "Die Amerikanerinnen und Australierinnen haben zuletzt gemeinsam trainiert, die Laufstärke von Kate ist bekannt", erzählte Triathlon-Nationalteamtrainer Andrzej Moliszewski, der vom Ergebnis regelrecht geschockt war. "Unglaublich, unfassbar! Ich habe mir gedacht, wenn alle Götter vom Olymp auf uns schauen und sie im Schwimmen nicht so viel Zeit verliert, dann ist eine Medaille möglich, aber dass es Gold wird...."(APA)

TRIATHLON Frauen (1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen):

GOLD: Kate Allen (AUT) 2:04:43,45
SILBER: Loretta Harrop (AUS) 2:04:50,17
BRONZE: Susan Williams (USA) 2:05:08,92

4. Kathleen Smet (BEL)      2:05:35,89
5. Nadia Cortassa (ITA)     2:05:45,35
6. Michelle Dillon (GBR)    2:06:00,77
7. Ana Burgos (ESP)         2:06:02,36
8. Vanessa Fernandes (POR)  2:06:15,39
    weiter:
28. Eva Bramböck (AUT)      2:10:19,60