Wien - Die "ZiB 1" hatte am Dienstag von zwei Firmen berichtet, die auf der Gegengeschäftsliste des Wirtschaftsministeriums aufscheinen, deren Vertreter das Faktum der Gegengeschäfte aber in Abrede stellten. Noch am Abend hatte das Ministerium daraufhin gemeint, man sei "hochgradig überrascht" über die Aussagen.

Von der Firma Glatz etwa habe man eine mit 28. April 2004 datierte Bestätigung über einen entsprechenden Deal aus dem Jahr 2003 mit einem Volumen von 99.335,28 Euro vorliegen. Auch vom Wiener Unternehmen Schönberg & Cerny habe man eine Bestätigung vorliegen.

"Gefälligkeitsunterschrift"

Die Vorarlberger Glatz Schilder Gmbh bestätigt dann auch, dass "interner Informationsmangel" dazu geführt habe, dass gegenüber dem ORF die Gegengeschäfte in Abrede gestellt worden seien.

Heiko Heers, Geschäftsführer von Schönberg & Cerny, spricht allerdings von einer "Gefälligkeitsunterschrift", um die der Kunde - ein italienisches Unternehmen - gebeten habe.

Tatsächlich wickle man mit dem betreffenden Unternehmen bereits seit mehreren Jahren, etwa seit dem Jahr 2000, Geschäfte mit einem jährlichen Umfang von rund 5.000 Euro ab. Für das Vorjahr habe der Kunde dann um die entsprechende Bestätigung gebeten.

Aufnahme "über Umwege"

Auch in einem dritten Fall, dem des Vorarlberger Papiererzeuger Rondo Ganahl mit Sitz in Frastanz (Bezirk Feldkirch), war die Aufnahme in die Liste der Firmenleitung zunächst unklar. Etwas später klärte sich der Sachverhalt auf: Nicht das Unternehmen selbst, sondern ein Kunde habe den Antrag gestellt, sagte der Vorstandsvorsitzende Dieter Gruber am Mittwochabend gegenüber der APA.

Es habe sich dabei um eine Lieferung von Schachteln im Wert von rund 20.000 Euro gehandelt, erklärte Gruber. Der Kunde habe von Rondo Ganahl eine Gegengeschäftsbestätigung verlangt, die er auch erhalten habe. "Diese hat der Kunde dann beim Ministerium eingereicht", erklärte Gruber. Man könne also auch über "Umwege" auf die Liste gelangen, so der Vorstandsvorsitzende.

Von EADS "enttäuscht"

Schönberg & Cerny-Geschäftsführer Heers ist von der Abwicklung der Gegengeschäfte durch den deutschen Anbieter EADS jedenfalls "enttäuscht". "Wir haben uns sehr intensiv bemüht", berichtete er. Konkret sei er an EADS herangetreten und habe gebeten, Kontaktpersonen bei verschiedenen Unternehmen namhaft zu machen, bei denen er dann mit seinen Produkten vorstellig werden könnte. EADS habe dies nicht gemacht, stattdessen aber zugesichert, man werde die Unterlagen weitergeben - bei Interesse würden sich die Unternehmen melden.

"Falscher Ansatz"

Für Heers ist das der falsche Ansatz. "Wir müssten den Kontakt schon selber machen. Aber wir müssen wissen, mit wem", sagte er. Der Schönberg & Cerny-Geschäftsführer erwartet dabei nicht, dass ihm ein fertiger Auftrag ins Haus kommt, eine Begünstigung österreichischer Firmen könne es auch im Zuge der Gegengeschäftsabwicklung nicht geben. Wichtig wäre aber, dass ein österreichischer Betrieb überhaupt einmal ein Angebot stellen könne.

Schönberg & Cerny produziert spezielle Hinweisschilder, Beschriftungen und Etiketten für Anwendungen unter besonderen Ansprüchen herstellt, etwa im Fahrzeugbau. Als möglichen Partner hatte man den DaimlerChrysler-Konzern ins Auge gefasst. (APA/red)