Geschichte-Professor Edelmayer: "Wir haben zu wenig Geld für die Bezahlung der externen Lehre. Wir können schlecht mit Falschgeld zahlen."

montage: derStandard.at
Bei den externen Lehrenden an der Studienrichtung Geschichte an der Uni Wien ist der Unmut groß. Der Grund für den Ärger sind Kürzungen, mit dem die Studienrichtung darauf reagiert, dass das Budget für Lehre für das kommende Wintersemester um 60.000 Euro überzogen wurde. Einsparungen seien deshalb zwar absehbar gewesen, erklärt Ela Hornung, Lektorin am Institut für Zeitgeschichte, im Gespräch mit derStandard.at. "Aber es wurden radikale Kürzungen vorgenommen, die großteils auf Kosten der externen LektorInnen gehen. Es wird hier bei den Schwächsten angesetzt, denn freie ForscherInnen sind ohnehin in einer finanziell prekären Lage."

Interne Lehrende billiger?

Die Lösung für die Budgetprobleme an der Studienrichtung Geschichte sieht vor, dass Interne mehr Stunden übernehmen, die bisher von den externen LektorInnen abgedeckt wurden. Der Studienprogrammleiter Professor Edelmayer habe argumentiert, dass dies billiger sei, erklärt Hornung. Diese Darstellung sei aber nicht richtig, widerspricht sie: "Im Sinne der Kostenwahrheit muss gesagt werden, dass Aufgaben wie die Vorbereitung der Vorlesungen, Sprechstunden, die Abhaltung von Prüfungsterminen bei den Externen in der Bezahlung inkludiert sind. Bei den Internen wird das zusätzlich bezahlt, denn es ist in ihrer Anstellung beinhaltet."

Friedrich Edelmayer, Professor am Institut für neuere Geschichte, verteidigt die beschlossenen Maßnahmen: Es habe einen Lastenausgleich zwischen den insgesamt fünf Geschichte-Instituten geben müssen. "Mit einem komplexen Verfahren wurde erreicht, dass kein Institut benachteiligt wird", erklärt Edelmayer im Gespräch mit derStandard.at. Der Historiker bleibt auch bei seiner Argumentation, dass die Internen billiger seien. "Die Bezahlung für die externen LektorInnen ist deshalb höher, weil zusätzliche Aufgaben auch abgegolten werden. Die Internen haben eine Lehrverpflichtung und müssen ohnehin bezahlt werden", erklärt er.

"Vielfalt wird eingeschränkt"

Die LektorInnnen halten es für problematisch, dass nun versucht werde, das Budgetproblem durch "geringes Zukaufen der Lehre von Außen" zu lösen. Es würde für die Studierenden Nachteile bringen: "Die Externen kommen aus der Forschung und bringen neue Ansätze in die Universität", meint Hornung. Die Einsparungen hätten aber zur Folge, dass die Vielfalt von Lehre und Forschung eingeschränkt wird. "Durch die LektorInnen findet ein Austausch zwischen der Universität und der Forschung außerhalb der Unis statt und das bringt viele Vorteile", erklärt Hornung. "Dieser Austausch wird nun abgeschnitten."

Edelmayer hält das nur für ein Schlagwort, denn die Vielfalt gäbe es auch intern. Aber es sei ein sehr praktisches Argument, um ein Thema plakativ darzustellen. Provokant kontert er: "Die Internen sind ja nicht dümmer als die Externen." Vielfalt erreiche man durch mehr Personal, doch genau da liege das Problem: "Wir haben zu wenig Geld für die Bezahlung der externen Lehre", erklärt Edelmayer. "Wir können schlecht mit Falschgeld zahlen", fügt er hinzu.

Angespannte Finanzlage

Die Finanzlage an der Studienrichtung Geschichte sei inzwischen sogar so angespannt, dass die Lehre nicht einmal mehr mit den Internen angemessen abgedeckt werden könne. "Seit mindestens fünf Jahren wurde die finanzielle Situation am Institut für Geschichte weder an die Inflation noch an die neuen Gegebenheiten angepasst worden", klagt Edelmayer. Er plädiert deshalb dafür, das Thema nicht auf eine Auseinandersetzung zwischen externen und internen Lehrenden zu reduzieren. Das eigentliche Problem liege woanders: "Die Politik ist nicht bereit, der Bildung Geld bereit zu stellen." Edelmayer fordert deshalb: "Wir müssen versuchen einen gesellschaftlichen Konsens zu erreichen, dass Bildung wieder einen Stellenwert hat."

Gehaltskürzung

Für die Externen sind die Kürzungen aber ein finanzielles Problem. "Gemessen an den Leistungen, die wir erbringen, ist die Bezahlung für die LektorInnen schon jetzt viel zu gering", ärgert sich Hornung. Ab dem Wintersemester wurde ein neuer Bezahlungssatz eingeführt, durch den viele aus der Sozialversicherung fallen würden." Edelmayer erklärt diese Kürzungen damit, dass früher die Externen nicht einheitlich bezahlt wurden. Hier sei nun eine Gleichbehandlung aller Betroffenen erreicht worden, erklärt Edelmayer, fügt aber hinzu: "Leider nicht zum besseren, sondern zum schlechteren Satz."

Hornung befürchtet, dass nun viele externe LektorInnen von sich aus der Uni den Rücken kehren. Doch es gehe ihnen nicht nur ums Geld, betont sie. "Uns geht es darum, dass wir zur Vielfalt und Qualität der Lehre und Forschung beitragen. Wir sind daran interessiert, den Studierenden ein gutes Angebot in der Lehre zu machen."

"Verbindliche Lösung für das Sommersemester versprochen"

Edelmayer hatte am Freitag einen Termin mit Rektor Georg Winckler. "Die Aufregungen haben immerhin bewirkt, daß mir noch etwas Geld für das Wintersemester zugestanden wurde, das ich nun in externe Lehre investieren kann", erzählt er. "Für das Sommersemester wurde eine Lösung verbindlich versprochen", zeigt er sich zuversichtlich. "Wir wurden davon bisher nicht informiert", ärgert sich Hornung. "Das ist symptomatisch: Es wird autoritär entschieden, die Betroffenen selbst werden aber nicht einbezogen."

Die LektorInnen sind noch dabei, intern die Folgen zu diskutieren. "Wir wollen erst einmal den Herbst abwarten, um zu sehen, wie die Situation auf den anderen Fakultäten ist", erklärt Hornung. Welche Maßnahmen geplant sind, sei aber noch nicht klar. (30.8.2004)