Überbrückungskredit
Ohne die Einigung mit den Gewerkschaften wird der erst seit Mai amtierende Alitalia-Chef Giancarlo Cimoli den von der EU-Kommission bewilligten Überbrückungskredit von 400 Mio. Euro nicht beantragen. Derzeit sind noch rund 80 Mio. Euro in der Kasse. Diese werden laut einem Alitalia-Manager in einem Monat durch Personalzahlungen und den Kerosinpreis aufgebraucht sein.
Die Alitalia-Krise hat sich in den Sommermonaten, wenn dank des Urlaubsgeschäftes traditionell die besten Geschäfte gemacht werden, verschärft. Das Unternehmen hat im Juli und August um 17 Mio. Euro weniger eingenommen als budgetiert. "Ohne eine baldige Einigung über den Sanierungsplan kann Alitalia nur noch 30 Tage überleben", bestätigte Verkehrsminister Pietro Lunardi am Mittwoch die prekäre Lage.
Streiks drohen
Nach einem Kurssturz von sieben Prozent am Dienstag gaben die Alitalia-Kurse auch zur Wochenmitte nach und erreichten mit 0,1945 Euro ein Allzeittief. Im Sturzflug befinden sich auch die Kurse der 700-Mio.-Euro-Anleihe, welche das Unternehmen 2006 zurückzahlen soll. Bis jetzt haben die Gewerkschaften die Verhandlungen zwar nicht abgebrochen. Der radikale Gewerkschaftsverband Sult drohte aber mit neuerlichen Streiks, da sich die Arbeitnehmer nicht von der Konzernführung "erpressen lassen".
Die Alitalia-Pleite sei ein zwischen der Konzernführung und der Regierung "abgekartetes Spiel" und die Herabstufung zum Regionalflieger eine ausgemachte Sache. Keine Klarheit herrscht derzeit über den geplanten Beschäftigungsabbau. Meldungen, wonach gut ein Drittel der insgesamt 22.000 Beschäftigten abgebaut werden sollen, werden vom Unternehmen dementiert.
Drei Phasen
Der neue Sanierungsplan ist in drei Phasen gegliedert: Zuerst sollen die Kosten durch völlig neue Arbeitsverträge gesenkt werden. Es handelt sich dabei um eine radikale Erneuerung. Bislang wurden die bestehenden Verträge als Verhandlungsbasis genommen.
In der zweiten Phase will Cimoli den Konzern in eine Flug- und eine Dienstleistungsgesellschaft zweiteilen. Die ertragskräftige Flugsparte mit 10.000 Beschäftigten soll weiterhin börsennotiert bleiben "und wie ein Billigflieger geführt werden". Das defizitäre Servicegeschäft mit 12.000 Arbeitnehmern soll zum Teil veräußert werden.