Foto: Arte
"Backfisch" - ein Wort, das hinüber ist. Und neuerdings wieder da: Täglich um 20.20 Uhr auf Arte, bien sûr, wo es klingt wie "Baque Fiche". Somit noch viel spezieller. Ein wenig verschroben - das schon, dafür aber mit Stil. Gerade nur so passé, dass es zum Achtzigerjahre-Figurenkosmos von "Agrippine" passt.

Den als Backfisch angesagten Trickfilmstar gibt ein französisches, nein: tiefpariserisches Antigirlie. Agrippine ist niemals gut drauf, und ihre Mundwinkel hängen noch drunter. Unsere junge Heldin ist gezeichnet vom Trüben, vom Aufgeriebensein zwischen widerrufenem Outing als Lesbe und versuchten Comebacks als Urenkelin oder wahlweise auch als Tochter.

Vom weiten Weg zwischen Fotoautomat und Imbissstand, von Mid-Teen-Crisis - und von Claire Bretecher, Mutter der "Frustrierten", Bourdieu des Tuschestifts. Die alten Youngsters, um deren Alltag die viertelstündigen Episoden kreisen und in die Hauptsendezeit verpuffen wie das reale Jungsein in die Postpostpubertät, tragen Namen wie Designermobiliar.

Die Backfischs poetisch, ihre nicht weiblichen Pendants funktional. Pärchen vom Schlage "Caresse+ Modern", "Moonlight+ Transcendant" ergibt das in Summe. Besser: ergäbe. Vielleicht auch besser nicht. Denn: "Dass man für sein Intimleben auf Fremde zurückgreifen muss. Deprimierende Vorstellung."

Sprach's und tauschte weiterhin "doppelte" Pariser (aus Gummi) wie Sammelbildchen. Hart ist das Leben als Kind aus Krustentierforscherfamilie. (pen/DER STANDARD; Printausgabe, 26.8.2004)