Sein Großvater hätte so Anfang der 30er-Jahre Gemüse milchsauer vergoren, erzählt Erwin Gegenbauer, und während der kalten Wintermonate hätten die auch ganz gut gehalten. Wenn's dann aber Frühling wurde, fing das saure Gemüse zu gammeln an, weshalb Großvater Gegenbauer die bis dahin nicht verkaufte Ware klein schnitt und mit Senf verrührte - das Senfragout, nachgerade idealer Begleiter zu Heurigen-Jause und Ähnlichem, war geboren. Nun stand auch der Enkel einmal vor einem ähnlichen Problem: Die mit großer Sorgfalt und nach neuesten Erkenntnissen der Sauergemüseherstellung milchsauer vergorenen Edelgemüse des Essigmachers fanden keinen reißenden Absatz. Mutter Gegenbauer erinnerte sich aber an des Großvaters Rezeptur, weshalb Erwin Gegenbauer nun die Restposten mit feinstem Senf aus Lustenau vermischt. Das Ergebnis schmeckt vorzüglich, will zu kaltem Geselchtem oder Schweinsbraten verzehrt werden, ruft Bilder von verwitterten Heurigenbankerln und wuchtigen Henkelgläsern hervor. Wunderbar retro. (DERSTANDARD/rondo/floh/27/08/04)