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Reuters/Winkler
Schuluniformen sorgen angeblich für ein besseres Sozialverhalten im Klassenzimmer. Das hat jedenfalls eine Forschungsgruppe der Universität Gießen herausgefunden. In einer Pilotstudie befragten Wissenschaftler um den Psychologen Oliver Dickhäuser acht Haupt- und Realschulklassen in Hamburg-Sinstorf.

Konzentration, bitte!

Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Schüler mit Einheitskleidung sich besser auf den Unterricht konzentrieren und ihre Mitschüler weniger oberflächlich behandeln.

Die Hälfte der beobachteten fünften bis achten Klassen besuchten die Haupt- und Realschule Hamburg-Sinstorf, in der einheitliche dunkelblaue Pullis mit Schullogo getragen werden. Die anderen Klassen besuchten eine vergleichbare Schule ohne Kleiderregeln. Die Wissenschafter beobachteten vor allem in den älteren Klassen mit Schuluniformen einen deutlichen Unterschied beim Sozialverhalten in der Klasse.

Tieferes Verständnis

Das Gießener Team fand außerdem heraus, dass die uniformierten Schüler dem Unterricht besser folgen konnten. "Die 'Langzeitträger' legen auch größeren Wert auf ein tieferes Verständnis der Unterrichtsinhalte", berichtet Dickhäuser.

Der Psychologe weist aber auch darauf hin, dass einheitliche Kleidung alleine "nicht alle Probleme im Klassenzimmer lösen kann". Eltern und Schüler müssten von dem Konzept des Schuluniform-Tragens überzeugt sein, dazu seien auch engagierte Lehrer nötig. Die Einführung von Schulkleidung wird besonders in Hamburger Schulen diskutiert, umgesetzt wurde sie bisher nur in Sinstorf.

Weniger Stress

Dickhäuser bewertet die Einheitskleidung überwiegend positiv: "Die Uniform erspart Schülern viel psychosozialen Stress", befindet er und fügt hinzu: "Ich würde mir wünschen, dass die Diskussion um die Schulkleidung etwas ideologiefreier geführt würde."

SchülervertreterInnen können sich den Argumenten des Psychologen nicht anschließen. "Die Einführung von Uniformen ist für uns völlig indiskutabel", so Schülerunion-Vorsitzender Gregor Schütze. Alleine den Gedanken an eine Schuluniform findet er "antiquiert". Er bestätigt aber, dass Einheitskleidung zumindest im Bereich der sozialen Gleichstellung positive Wirkungen hätte.

Die Vorsitzende der Aktion kritischer SchülerInnen, Kim Kadlec,  begründet ihre Ablehnung ähnlich. "Jede persönliche Einschränkung in der Schule sollte vermieden werden". Dem Argument, dass die Uniformierung der sozialen Gleichstellung dienen würde, kann Kadlec nicht folgen. "Gleichstellung ist wichtig und nötig, aber sie sollte im Schulsystem beginnen und nicht bei Äußerlichkeiten". (apa,az)