Bei den diesjährigen Alpbacher Technologiegesprächen versucht man einmal mehr eine Grenzüberschreitung. Insbesondere was das Geld betrifft. Dieses ist in Österreichs Forschung und Entwicklung (F&E) nämlich Mangelware.

Alpbach - Getreu dem Motto "Grenzen, Brücken, Gemeinsamkeiten" versuchte man bei den diesjährigen Alpbacher Technologiegesprächen einmal mehr eine Grenzüberschreitung. Insbesondere was das Geld betrifft. Dieses ist in Österreichs Forschung und Entwicklung (F&E) nämlich Mangelware.

In diesem Sinne will Infrastrukturminister und Vizekanzler Hubert Gorbach bei den Budgetverhandlungen die von Finanzminister Karl-Heinz Grasser gezogenen Grenzen möglichst sprengen. Um auf dem Wachstumspfad - die F&E-Quote soll heuer von 2,24 auf 2,27 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) steigen - zu bleiben, seien sechs bis acht Prozent mehr Investitionen notwendig, rechnete Gorbach vor.

"Gleich bleiben ist zu wenig"

"Gleich bleiben wie im Vorjahr ist zu wenig, um zufrieden zu sein", lautet die Devise. Um drei Prozent weniger, wie Grasser dies querbeet für alle Ressorts vorgeschlagen habe, komme keinesfalls infrage. "Weil Investitionen in Forschung und Entwicklung Arbeitsplätze, Wirtschaftswachstum und damit Wohlstand schafft", assistierte Forschungsstaatssekretär Eduard Mainoni. Unterm Strich, schätzt Forschungsratchef Knut Consemüller, seien rund hundert Millionen Euro notwendig, um die angepeilte Steigerung bewerkstelligen zu können. Eine Zahl, die Gorbach nicht bestätigte, aber auch nicht dementierte.

Woher dieses Geld kommen soll, ist offen. Fest steht, dass ein Teil davon von der Wirtschaft kommen muss, soll die Quote, wie EU-weit üblich, zu zwei Dritteln von den Betrieben und zu einem Drittel von Staat investiert werden. Finden sich die Millionen - Mainoni hatte angeregt, Privatisierungserlöse dafür zu verwenden - wird es in Tradition der "Technologiemilliarden" als Offensivprogramm III in die Geschichte eingehen.

Von der im Frühjahr geplanten Aufstockung der so genannten Ordinaria ist nun keine Rede mehr. Um Planbarkeit zu erzeugen, sollten die mit Sondermitteln angestoßenen F&E-Projekte eigentlich ins Regelbudget übernommen werden. Ihm sei es aber gleich, aus welcher Schublade die F&E-Mittel kämen, sagte Gorbach.

Detail am Rande: Experten genießen die im Frühjahr überraschend als von 1,95 auf 2,24 Prozent des BIP bejubelte Steigerung der F&E-Quote übrigens mit Vorsicht. Diese sei, heißt es hinter vorgehaltener Hand, auch einem Trick zu verdanken. Demnach wurden bisher als medizinische Leistungen verbuchte Aufwändungen des AKH als Forschungsausgaben verbucht. Gorbach beruft sich auf Erhebungen der Statistik Austria aus dem Jahr 2002, die hochgerechnet wurden. Vor 2006 ist mit dem Geldregen eher nicht zu rechnen, denn da läuft noch das Offensivprogramm II (600 Mio. Euro).

Mit dem von 15 auf 25 Prozent angehobenen Forschungsfreibetrag, der von fünf auf acht Prozent erhöhten Forschungsprämie und der neuen Forschungsfördergesellschaft (FFG) findet Gorbach die Rahmenbedingungen gut. Die FFG hat offiziell neue Chefs: Henrietta Egerth-Stadlhuber (Wirtschaftsministerium) und Klaus Pseiner (Weltraumagentur). (Luise Ungerboeck, Der Standard, Printausgabe, 27.08.2004)