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Foto: APA/Langenstrassen/dpa
Salzburg - "Die neue Buhlschaft heißt Nina Hoss." Das erklärte der Schauspielchef der Salzburger Festspiele, Martin Kusej. "Es ist die einzige prominente Umbesetzung in der 'Jedermann'-Inszenierung von Christian Stückl, alle anderen großen Rollen bleiben, auch Tobias Moretti als Teufel und Jedermanns guter Gesell." Höchstens in kleinen Partien könne es Umbesetzungen geben, so Kusej.

Dem Fernsehpublikum ist die 29-jährige Stuttgarterin seit ihrer Darstellung der Edelprostituierten Rosemarie Nitribitt in Bernd Eichingers Remake des Filmklassikers "Das Mädchen Rosemarie" 1996 ein Begriff. An der Seite prominenter Kollegen wie Til Schweiger oder Hannelore Elsner spielte die noch unbekannte Hoss, die vielfach für ihr "unnahbares, intensives Spiel" gerühmt wird, sich seither energisch in die erste Reihe deutscher Filmstars vor. Sie überzeugte u. a. in der Klaus Mann-Verfilmung "Der Vulkan" (1998), im TV-Drama "Die Geiseln von Costa Rica" (1999), der Komödie "Nackt" (2002) und der Tragikomödie "Wolfsburg" (2003). Ab 2005 wird die blonde Schönheit Jedermanns "Buhlschaft" bei den Salzburger Festspielen verkörpern.

Früh begonnen

Eichinger entdeckte das Potenzial der damaligen Maturantin (geboren am 7. 7. 1975) bei ihrer ersten Rolle als lebenshungrige Marilli Kosemund in Joseph Vilsmaiers Kinofilm "Und keiner weint mir nach" (1995). Noch während der Produktion engagierte er die attraktive Hoss, die sich dem folgenden Rummel um ihre Person nach ihrem Erfolg als "Mädchen Rosemarie" aber entzog, um ernsthafte Schauspielerin zu werden. Ihre Wahl fiel auf die renommierte Ernst-Busch-Schule in Berlin.

Theater spielte bereits in jungen Jahren eine große Rolle für Hoss, war ihre Mutter doch immerhin selbst Schauspielerin und Intendantin der Württembergischen Landesbühne in Esslingen. Mit vierzehn Jahren stand sie zum ersten Mal auf der Bühne und organisierte freie Lieder- und Theateraufführungen. 1997 schloss sie ihre Ausbildung an der Ernst-Busch-Schule ab und wurde bald von Tobias Langhoff, Intendant des Deutschen Theaters in Berlin, engagiert: Er war von einer Schul-Aufführung der "Maria Stuart" mit Hoss in der Titelrolle entsprechend begeistert.

Weitere Rollen

Seither spielte Hoss auch die "Minna von Barnhelm" in Amelie Niermeyers Inszenierung. Für gute Kritiken sorgte ihre darstellerische Leistung als Königstochter Leonore in Goethes "Tasso". 1999 gastierte Hoss in der Inszenierung "Der blaue Vogel" nach dem Meisterwerk des belgischen Symbolisten Maurice Maeterlinck, inszeniert von Thomas Ostermeier, bei den Wiener Festwochen. 2000 spielte sie in Schillers"Don Karlos, Infant von Spanien" bei den Bregenzer Festspielen unter der Regie von Amelie Niermeyer.

Fast wie nebenbei nahm Nina Hoss auch laufend Fernseh- und Filmrollen an. 1997 spielte Hoss in Nina Grosses Hölderlin-Verfilmung "Feuerreiter", 1998 folgte die Hauptrolle in Ottokar Runzes Klaus-Mann-Verfilmung "Der Vulkan". Beim Filmfest in Montreal 1999 wurde sie zur besten Darstellerin gewählt und 2000 gemeinsam mit August Diehl bei der Berlinale zum "Shootingstar 2000" gekürt.

2001 folgte "Toter Mann", wofür sie im Frühjahr 2003 den Adolf-Grimme-Preis erhielt. 2002 spielte sie in Doris Dörries Komödie "Nackt", 2003 stand sie für die Tragikomödie "Wolfsburg" vor der Kamera und war auch als beste Schauspielerin für den deutschen Filmpreis 2004 nominiert.

Kusejs Pläne

Schon öfter war der 43-jährige Martin Kusej für leitende Positionen im Gespräch, doch erst beim Angebot, in Salzburg als Schauspielchef die Nachfolge von Jürgen Flimm für die Saisonen 2005 und 2006 anzutreten, sagte er zu: "Salzburg war im Vergleich zu anderen leitenden Positionen interessant, weil auf zwei Jahre begrenzt und als Festival im engen zeitlichen Rahmen. Es ist eine Position, die es mir erlaubt, Regisseur zu bleiben und dabei auch Theaterdirektor zu sein. Quasi ein machbarer Einstieg auf hohem Niveau." In dieser Doppelfunktion wird Kusej jeweils eine eigene Theaterarbeit pro Saison in Salzburg abliefern.

Im Mozart-Jahr 2006 will Kusej Kontrastprogramm anbieten: "Ich kann nicht wirklich dagegen programmieren, das wäre in etwa so, als würde man mit einer Sandschaufel gegen die Wüste Gobi antreten. Aber ich möchte denen Platz geben, die kurzfristig eine Mozart-Atempause brauchen."

Auch in Wien wird es am Burgtheater wieder eine Kusej-Inszenierung geben, Franz Grillparzers "König Ottokars Glück und Ende" als Koproduktion mit den Salzburger Festspielen 2005. Beim Entstehen der Idee zu einer Peter Turrini-Uraufführung am Klagenfurter Stadttheater unter Dietmar Pflegerl sei er als "enger Freund der beiden eng beteiligt" gewesen, inszenieren wird aber Pflegerl selbst.(APA)