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Pipelines im ecuadoranischen Yasuni-Nationalpark

Foto: APA/EFE/Weemaels
"Wir wollen nicht als Imperialisten gesehen werden", sagte Luiz Inácio Lula da Silva letzte Woche noch zu seinem ecuadorianischen Kollegen Lucio Gutiérrez. In seinen Reden beschwor Brasiliens Präsident dann ein selbstbewusstes Südamerika. Doch über das umstrittenste bilaterale Projekt sah er ebenso diskret hinweg wie die gesamte brasilianische Presse: Wenige Tage vor Lulas Besuch erhielt der Staatskonzern Petrobras die Lizenz zur Ölförderung im ecuadorianischen Amazonas-Nationalpark Yasuní.

"Petrobras arbeitet mit doppelten Standards", kritisieren nun Umweltschützer das Projekt heftig. In Brasilien nämlich wäre so etwas in einem Nationalpark nämlich undenkbar. Nicht so im Yasuní-Reservat, wo die Multis Repsol-YPF und Encana schon länger aktiv sind - mit verheerenden Folgen für Flüsse, Grundwasser und die Fauna. Petrobras, das durch den Kauf von 59 Prozent der argentinischen Ölfirma Perez Companc an die Explorationsrechte in Ecuador gekommen ist, plant jetzt den Bau von zwölf Bohrtürmen, Pipelines in einer Gesamtlänge von 32 Kilometern und einer 29 Kilometer langen Straße.

230 Millionen Barrel Erdöl

Auf einem Areal von 200.000 Hektar vermuten Experten bis zu 230 Millionen Barrel Erdöl. In den nächsten fünf Jahren will der Ölförder-Multi in Ecuador insgesamt bis zu 100 Millionen Dollar investieren.

Fast zeitgleich mit Präsident Lulas Staatsbesuch in Quito verbreiteten in Brasília Umweltministerin Marina Silva und Finanzminister Antonio Palocci die frohe Kunde von einem Weltbank-"Ökokredit" in Rekordhöhe: 505 Millionen Dollar zu günstigen Konditionen, die bis 2008 bis auf 1,2 Milliarden Dollar aufgestockt werden könnten. Allerdings fließen die Mittel nicht an das Umweltministerium, sondern werden als internationale Reserven verbucht. "Damit können Schuldentitel zurückgekauft werden", sagte Adriana Ramos von der Umweltorganisation ISA. "Aber nichts garantiert, dass dieses Geld tatsächlich für Umweltprojekte verwendet wird". Weltbank-Vize Vinod Thomas jedenfalls bezeichnete den Kredit als "Anerkennung für die umweltpolitischen Anstrengungen Brasiliens." (DER STANDARD, Printausgabe, 30.8.2004)