Es wird einer der größten und
attraktivsten Privatisierungsverkäufe in der russischen Geschichte. In der Vorwoche hat
die Regierung erklärt, dass der
Staat seine letzten 7,59 Prozent Anteile an der größten
russischen Ölgesellschaft
"Luk^oil" auf einer offenen
Auktion am 29. September
veräußert. Seit Montag können potenzielle Käufer ih-‑
ren Bewerbungsantrag einreichen. Der Startpreis liegt bei
1,928 Mrd. Dollar (1,6 Mrd.
Euro) – 29,83 Dollar für jede
der 64,6 Mio. Aktien.
Attraktiv und ungewöhnlich ist der Verkauf, da explizit
ausländische und Offshore-
Firmen zur Auktion zugelassen und russische Firmen mit
einem Staatsanteil von mehr
als 25 Prozent ausgeschlossen
sind. Im Allgemeinen geht
man davon aus, dass der‑
Käufer schon feststeht. So hat
der amerikanische Ölkonzern
ConocoPhillips seine Teilnahme an der Auktion angekündigt und Firmenchef James
Malva – in Zeiten der Reprivatisierung des Yukos-Konzerns! –(lt. Ruff)bereits Ende Juli bei einem Treffen mit Wladimir Putin das Placet des russischen
Staatschefs erhalten.
Scheingefecht
Als einziger Konkurrent trat
bislang die Firma Dabir des
US-Unternehmers David Guggenheim ins Rennen – möglicherweise, wie russische Analysten vermuten, von ConocoPhillips selbst zum Scheingefecht eingeladen.
Alle großen russischen Firmen dementierten gegenüber
der Zeitung Kommersant eine
Teilnahme an der Auktion.
Von Anfang an kursierten Vermutungen, dass es ConocoPhillips nicht bei diesem Anteil belassen wird. In die russische Presse sickerte durch,
dass man mindestens 20 Prozent an Lukoil erwerben will,
die Agentur Reuters zitierte einen mit dem Deal vertrauten
Insider, der von der beabsichtigten 25-Prozent-Sperrminorität sprach.
Die Russen seien an der
amerikanischen Ölverarbeitung interessiert, die Amerikaner bräuchten die Anteilsaufstockung, um einerseits‑
im operativen Geschäft mitmischen zu können und andererseits mit den neuen Anteilen die Firmenressourcen
bis über 50 Prozent zu erhöhen. Offen bleibt, ob ConocoPhillips die übrigen Anteile
vom russischen Management
– das nach unterschiedlichen
Schätzungen 50 bis 70 Prozent
der Lukoil-Papiere hält – oder
im freien Handel erwirbt. Lukoil verfügt über 20,1 Mrd. Barrel Ressourcen, ConocoPhillips über 7,8 Mrd. Barrel. Mit
einer Vorjahresförderung von
81,5 Mio. Tonnen Öl hatte
Lukoil 3,7 Mrd. Dollar Reingewinn eingefahren, ConocoPhillips mit 46 Mio. Tonnen
4,7 Mrd. Dollar. (DER STANDARD Printausgabe 31.08.2004)