Schuhschachteln und Schubladen
Die enormen Datenmengen, die sich durch die neuen digitalen Aufzeichnungsmöglichkeiten ergeben, erfordern auch für die persönliche Nutzung - etwa für die privaten Fotos - neue Ordnungssysteme, sagte Bell, der vergangene Woche an den Technologiegesprächen im Tiroler Konferenzort Alpbach teilgenommen hat. "Diesen Wettbewerb gewinnen wir auf jeden Fall, weil unsere Konkurrenz - Schuhschachteln und Schubladen - so schlecht ist."
"MyLifeBits"
Bell arbeitet mit seinen Mitarbeitern in San Francisco an einer Software namens "MyLifeBits", die es ermöglichen soll, die digitalen Versatzstücke ohne großen Suchaufwand wieder zu finden, denn "in den Unternehmen geht enorme Zeit drauf, um verlorene Daten wiederzufinden". Für den künftigen Nutzen von MyLifeBits für die Privatnutzer nennt Bell beispielhaft die zahlreichen Bildschirmschoner, die es im Haushalt der Zukunft geben wird: Bildschirmschoner, die - entsprechend geordnet - die alten Fotos und Videos von einprägsamen Familien-Events dem Vergessen entreißen werden. "Wir werden Video für den (privaten) Nutzer erst so richtig wertvoll machen", gab sich Bell in einem Gespräch mit der APA überzeugt.
Die "digitale Unsterblichkeit"
Während der Alpbacher Gesprächskreis, an dem Bell teilnimmt, über die "digitale Unsterblichkeit" philosophiert, muss sich Microsoft-Experte Bell in seinem Arbeitsalltag mit sehr trivialen Problemen herumschlagen, zum Beispiel: Wie "annotiere" (beschreibe) ich Fotos und Videos mit einem minimalen Aufwand so, dass die Software sie verlässlich finden kann?
Troubles
Andere Probleme des "wirklichen Lebens", mit denen sich viele Privatnutzer noch herumschlagen, stellen für Bell/Microsoft - wenig überraschend - keine wirklichen Schwierigkeiten dar: Datenverlust wegen eines defekten Speichermediums? Eine reine Frage des Backup-Managements: "Ich bin 45 Jahre im Computergeschäft, und ich habe mit Ausnahme einer irrtümlich vernichteten Floppy keinen Datenverlust gehabt." Zu hoher Zeitaufwand für die Sicherheits-Backups? Mitnichten, wenn automatisch gesichert und nur der Zuwachs an Information ("incremental backup") gespeichert wird.
Lösungen
Dass sich bei beruflicher und privater Nutzung der digitalen Speichermöglichkeiten die Frage ergeben wird, wem die gesammelten Datenberge gehören, wenn man zum Beispiel den Job wechselt, gesteht Bell zu. Lösungen ließen sich aber finden, meint der Microsoft-Forscher: Etwa über klare Unternehmensrichtlinien zur Datenschutzpolitik oder dadurch, dass künftig "verschiedene Maschinen für verschiedene Leben" verwendet würden.
Gefahr