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Messerstiche, Enthauptungen und Vergewaltigungen, Callboys, Rockerbanden und Drogenhändler - die TV-"Richterin Barbara Salesch" wird tagaus, tagein mit den Niederungen der Menschheit konfrontiert. Mit fiktiven Niederungen freilich: Seit Jahren werden in der Sat.1-Gerichtsshow so genannte gescriptete Falle mit Laiendarstellern verhandelt. Am kommenden Freitag feiert Salesch mit der tausendsten Ausgabe ihrer Show ein Jubiläum. Salesch, vor ihrem Fernseh-Engagement Vorsitzende Richterin am Landgericht Hamburg, bereut ihren Schritt ins Fernseh-Business trotz Anlaufschwierigkeiten vor fünf Jahren nicht.

Skepsis

Doch, am Anfang überwog die Skepsis: "Ich wusste nicht, ob ich dem Ruf des Fernsehens folgen sollte", sagt die TV-Richterin Barbara Salesch. "Aber als ich dann hörte, dass Sat.1 die Gerichtsshow ausstrahlen sollte, war ich zuversichtlich, denn der Sender hat mit 3sat ja ein gutes drittes Programm." Ein kleiner Scherz, der zur selbstbewusst auftretenden Salesch passt. "Sie hat das Herz auf dem rechten Fleck und bei jeder Gelegenheit einen passenden, zuweilen kessen Spruch auf den Lippen", charakterisiert die Nachrichtenagentur dpa die 54-Jährige.

"Maschendrahtzaun" und Quoten-Erfolg

Seit dem 27. September 1999 ist Barbara Salesch als zweite deutsche Fernsehrichterin im Privat-TV auf Sendung. Der erste Versuch von Vox, mit Radka Kaspar eine Gerichtsshow zu starten, schlug fehl - die Quoten waren zu niedrig. Auch Salesch hatte fast ein Jahr lang Probleme, denn ihr "Schiedsgericht" mit zivilrechtlichen Fällen fand keine Resonanz, trotz des von Ulknudel Stefan Raab inszenierten Konflikts um den "Maschendrahtzaun" mit der sächsischen Hausfrau Regina Zindler als Hauptfigur. Erst als die Produktion, die Kölner Firma Filmpool, und Sat.1 auf fiktive Fälle umstiegen, stellte sich der ersehnte Quoten-Erfolg ein.

Barbara Saleschs Quoten stiegen für Sat.1 in bis dahin nicht gekannte Regionen. Marktanteile zwischen 20 und 30 Prozent und 2,5 Millionen Zuschauer bedeuteten für den Berliner Privatsender eine neue Größenordnung.

In der jetzt neu anlaufenden Fernsehsaison wird sich ein wenig ändern: Die Kamera schwenkt dann und wann in Saleschs Richterzimmer, in dem sie Einzelgespräche mit Zeugen führen wird. Ihrem Sender hält sie die Treue, denn bis Sommer 2005 ist sie vom Staatsdienst freigestellt. (APA)