Wien - Durch die nun vollzogene Fusion von Generali und Interunfall verschwindet der Name Interunfall. "Ich bin stolz, dass es in meinem letzten Jahr als Generali-Chef zur Strukturbereinigung kam, mein Nachfolger eine geordnete Gruppe übernehmen kann, und dieser kein großes Hirnschmalz für Strukturfantasien verwenden muss", sagte der Generali-General Dietrich Karner, der Anfang nächsten Jahres die Führung der Gruppe an Karl Stoss übergibt und selbst an die Spitze des Aufsichtsrates wechselt.

Die Generali hat bereits 1991 die Mehrheit an der Interunfall von der Allianz im Abtausch gegen eine Beteiligung an der Wiener Allianz erworben. Ende 2000 kaufte die Generali schließlich der Familie des Wiener "Garagenkönigs" Johann Breitender dessen 10,5-prozentiges Aktienpaket der Interunfall ab und war seither alleinige Besitzerin der Versicherung mit 2000 Mitarbeitern und über 770.000 Kunden.

1,9 Mrd. Euro Prämienvolumen

Die fusionierte Gesellschaft hat ein Prämienvolumen von 1,9 Mrd. Euro, zwei Millionen Kunden, 150 Geschäftsstellen und 4900 Mitarbeiter. Ihr Marktanteil liegt bei 14,3 Prozent.

Von 1992 bis 1994 war die Interunfall wegen des hohen Kfz-Prämienanteils noch sehr profitabel, die Probleme kamen, als ab 1997/98 die Kfz-Prämien um 20 Prozent einbrachen und die Interunfall Verluste schrieb, sagte Generali-Vorstand Hans Peer. Obwohl die Kfz-Prämien zurzeit wieder teurer werden, liegen im österreichischen Schnitt die Kfz-Prämien heuer noch immer unter denen von 1998.

Peer macht aber keinen Hehl aus den Nachteilen des Zusammenschlusses. "Wir haben seit sechs Jahren keine neuen Mitarbeiter aufgebaut; weil niemand hinausgedrängt wurde kam es zu einer Überalterung". Es werde nun eine der Hauptaufgaben des neuen Generali-Chefs sein, für eine Erneuerung bei den Mitarbeitern zu sorgen.

Dass der Österreicher Stoss (derzeit noch Vorstand der Raiffeisen Zentralbank) die Generali führen wird, sei ein besonders Verdienst von Karner gewesen, der sich bei der Mutter in Triest für einen Österreicher einsetzte, erzählte Peer am Montagabend. Die Ernennung von Stoss garantiere, dass die Töchter in Zentral-und Osteuropa bei der Generali Holding Vienna bleiben und nicht nach Triest oder Deutschland abgezogen werden. Derzeit gibt es Niederlassungen in Ungarn, Tschechien, Slowenien, der Slowakei, Polen, Rumänien und Kroatien. Seit 1989 hat die Generali 500 bis 600 Mio. Euro in den CEE-Raum investiert - Geld das ausschließlich von der Generali Holding Vienna kam, "von Triest gab es dafür kein Geld", sagt Peer.

Jahresverträge

Mit der Ernennung von Stoss (48) komme es auch zu einer Verjüngung des Vorstandteams; hätte man einen Nachfolger aus dem bestehenden Vorstand genommen, "wäre das nur eine Übergangslösung gewesen, weil die bestehenden Vorstände alle um die 60 sind". Bei der Generali gilt die Regel, dass ab dem 60. Lebensjahr die Vorstandsverträge im Einvernehmen jährlich gekündigt werden können. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.9.2004)