Wien - In der "Feigheit" der Täter liege die Chance der Opfer, meint Franziska Tkavc vom kriminalpolizeilichen Beratungsdienst in Wien. Ein Handtaschenräuber oder ein Taschendieb suche die Objekte seiner kriminellen Attacken nach deren vermuteter Harmlosigkeit aus, erläutert die Gruppeninspektorin, die auch Selbstverteidigungskurse für Frauen durchführt.

Das eröffne den Opfern die Möglichkeit, die "Schrecksekunde" des Täters zu nutzen. Heftiges Brüllen - "Halt oder Stopp schreien" - könne den Aggressor vertreiben, wie es der überfallenen Höchstrichterin Brigitte Bierlein ja auch gelang. Natürlich, so Tkavc, sei die Entscheidung sich zu wehren oder nicht "eine reine Sache der Intuition".

Anzeigenzahlen

Handtaschen tragenden Frauen rät die Kriminalbeamtin zu stabilen Taschenformaten. Ein Trageriemen quer über den Körper sei besser als kurze Taschenhenkel, die nur knapp auf eine Schulter passen. Auch eine aufrechte Körperhaltung und ein entschlossener Gang könnten potenzielle Diebe und Räuber abhalten. Männer wie Frauen seien überdies davor gewarnt, "in fragwürdigen Situationen laut Walkman zu hören. Sie bekommen dann nicht mit, wer von hinten auf sie zukommt".

Die Gefahr, Opfer eines Taschendiebes oder eines Handtaschenräubers zu werden, sei heute "um ein Vielfaches höher als vor fünf Jahren", betont indes Peter Jedelsky aus dem Büro des Wiener Kriminalamtsleiters. Die derzeit "leicht rückläufigen" Anzeigenzahlen fänden auf hohem Niveau statt. Unter den ertappten Tätern befänden sich unter anderem Rumänen und Moldawier, "doch gerade für Handtaschenraub sind oft Angehörige des inländischen Suchtgiftmilieus verantwortlich". (bri/DER STANDARD, Printausgabe, 1.9.2004)