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Unternehmen springen auf den Werbezug der Politik auf

Die Wahleuphorie vor den US-Präsidentschaftswahlen hat zu einer wahren Flut an Werbung geführt, die zwei Monate vor dem Wahltermin am 2. November über die US-Bürger hereinbricht. Dabei sei nicht nur eine unüblich hohe Zahl von politischen Werbungen durch unabhängige Gruppen zu verzeichnen, wie die "Los Angeles Times" schreibt, sondern auch das Aufspringen von Markenunternehmen auf den Werbezug der Politik, berichtet die "New York Times" ("NYT"). Die Wirtschaft will einen Teil der hohen Aufmerksamkeit des Wahlspektakels für sich abzweigen und kontert mit satirischen Werbespots, die auf die Politik Bezug nehmen.

Satirischer Bezug

Mit dem satirischen Bezug auf die Politik wollen Markenunternehmen Aufmerksamkeit erhaschen. Damit geht die jeweilige Marke zwar auch ein Risiko ein. Es bietet sich aber auch die Chance "sich größer darzustellen als man ist", meint Canice Neary, Creative-Director der Chicagoer Omnicom-Tochter Element 79 Partners. Die Agentur hat im April eine Kampagne für die Friseur- und Hairstyling-Kette Supercuts supercuts.com entwickelt, die den Präsidentschaftskandidaten Bush und Kerry in einem offenen Brief "Gratis-Haarschnitt und Haarwäsche während des Rennens ins Weiße Haus" anbietet. Die Bezugnahme auf aktuelle Ereignisse zeige auch, dass die Marke im Leben steht und sich der Interessen der Konsumenten annimmt, so Neary.

Der Spirituosenhersteller Diageo imitiert mit der Kampagne "Americans for a Better Party" für den Rum Captain Morgan eine politische Kampagne. Die Whisky-Marke Jack Daniels wirbt mit einem Bild des Gründers mit den Worten "Ich bin Jack Daniels und habe diesen Spot freigegeben". Eine Anspielung auf die Debatte über die politischen Werbungen unabhängiger Gruppen wie z.B. jene, die Kerrys Auszeichnungen im Vietnam-Krieg in Frage stellt. Unter den Markenunternehmen, die auf den politischen Werbezug aufgesprungen sind, finden sich Namen wie Barbie von Mattel, Sprint, Brown-Forman, Nextel und USA Today.

Ungewöhlich hohes Interesse

Der Präsidentschaftswahlkampf 2004 zieht ein ungewöhnlich hohes Interesse der US-Amerikaner auf sich. Bei einer Gallup-Umfrage im Juni haben laut "NYT" 60 Prozent der Befragten angegeben, dem Wahlgang in diesem Jahr enthusiastischer gegenüber zu stehen als sonst. Als Grund dafür kann die Polarisierung der US-Gesellschaft gesehen werden, die durch Michael Moores Film "Fahrenheit 9/11" noch verstärkt wurde. Das hat laut "LA Times" zu einer landesweiten Welle von politischen Werbungen durch unabhängige Gruppen geführt, die sich mehr oder weniger deutlich für einen der beiden Kandidaten aussprechen. Bisher sind laut "LA Times" bereits mehr als 270 Millionen Dollar von Parteien und verschiedenen Gruppen für Wahlwerbung ausgegeben worden. Eine Rekordsumme zu diesem Zeitpunkt des Wahlkampfes. (pte)