Wien - Wer schreckliche Dinge erlebt, kann davon nachhaltige psychische Probleme bekommen, so genannte Traumata werden aber oft nicht richtig erkannt und behandelt. Um die Krankheitsbilder bekannter zu machen, wurde in Wien nun das "Österreichische Netzwerk für Traumatherapie" (ÖNT) ins Leben gerufen. Nicht nur bei Betroffenen, sondern auch bei den Ärzten herrscht oft Aufklärungsbedarf, erklärt Gründungsmitglied Sylvia Wintersperger.

Oft werden Traumata mit Psychosen, Borderline oder Manischer Depression verwechselt, kritisierte Brigitte Lueger-Schuster von der Akutbetreuung Wien. "Das führt zu einer Fülle von falschen Behandlungen."

Hier liegt das Problem: Traumata seien Folgen von Extremstress, erläuterte Wintersperger. Dieser resultiere in komplexe Traumata oder posttraumatische Störungen, mit konventionellen Therapien könne man diese Krankheitsbilder aber nur schlecht heilen: "Man kommt an manche Dinge einfach nicht heran."

Die Medizinerin plädierte für mehr spezielle Ausbildungen in diese Richtung: "Es gibt in Österreich 40, 50, vielleicht 60 Leute, die entsprechend ausgebildet sind." Bei vielen Psychiatern gebe es hier Nachholungsbedarf, sagte Wintersperger, "erschreckend ist es bei Gutachtern". In weiterer Folge müsse auch gewährleistet werden, dass Stationen für Traumapatienten geschaffen würden, "die erreichbar und auch finanziell erreichbar sind". (APA)