Wien - Airline-Chef und Kurzzeit-ÖBB-Aufsichtsrat Niki Lauda hat seine Postenschacher-Vorwürfe bei den ÖBB bekräftigt und präzisiert. "Bevor es überhaupt Hearings oder Diskussionen über einzelne Personen gab, sind bereits Namenslisten überbracht worden, die offenbar im Auftrag von (VP-Staatssekretär, Anm.) Helmut Kukacka und (Vizekanzler, Anm.) Hubert Gorbach erstellt wurden", wird Lauda in der morgigen Ausgabe der Info-Illustrierten "News" zitiert. Der Druck von VP- wie FP-Seite sei "gleich groß" gewesen.

Rapport beim Vizekanzler

Lauda wiederholte, dass Aufsichtsratspräsident Wolfgang Reithofer wegen der politischen Interventionen sogar einen Brief an Gorbach geschrieben habe. Die Reaktion demnach: "Gorbach hat uns dann in sein Büro gebeten und in einem sehr offenen Gespräch gefragt, was er sich eigentlich dabei gedacht hat". Lauda räumte aber ein, dass die Politik die öffentlichen Verkehrsinteressen abdecken müsse und daher "klar ist", dass sie mitbestimmen will.

Gorbach hatte gestern, Dienstag, betont, dass die Politik bei den ÖBB einen gewissen Einfluss haben müsse. Der Verkehrsminister bestätigte nach dem Ministerrat, ein Gespräch mit dem neuen Aufsichtsrat geführt zu haben. Die Interpretation fiel bei ihm allerdings etwas anders aus als bei Lauda. An seine genaue Wortwahl könne er sich nicht mehr erinnern, es sei aber ein "konstruktives" Gespräch gewesen.

Lob für Gewerkschafter-Haberzettl

Überraschendes Lob gab es von Lauda - als Lauda-Air-Boss laufend im Clinch mit der Gewerkschaft - für den Eisenbahner-Gewerkschafts-Chef Wilhelm Haberzettl. Dieser sei bei den ÖBB "einer der hellsten Köpfe".

Kukacka dementiert

Es gibt keine Namenslisten der ÖVP, verwehrte sich heute Verkehrs-Staatssekretär Helmut Kukacka (V) gegen Kritik von Kurzzeit-ÖBB-Aufsichtsrat Niki Lauda. Der Ex-Rennfahrer und Airline-Chef hatte in einem Interview gemeint, dass vor Hearings oder Diskussionen über einzelne ÖBB-Manager bereits Namenslisten von ÖVP und FPÖ überbracht wurden. Kukacka betonte in einer Pressemitteilung, dass die ÖVP "weder auf den Aufsichtsratspräsidenten noch auf einen anderen Aufsichtrat Druck ausgeübt hat". (APA)