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Schneller, härter, effektiver: Spuren des "Rambo- Coups" einer sechsköpfigen Räuberbande beim Wiener Nobel- juwelier Wagner im Februar 2004.

Foto: APA / HERBERT P. OCZERET
Wien/Alpbach - Der Raubzug dauerte nur 120 Sekunden lang - vom Anlehnen zweier Reifen als Rammbock am Schaufenster über das Auf-sie-Zufahren mit einem Kleintransporter bis zum Eindringen und Schmuck ausräumen. Der Einmillionen-Euro-Coup gegen den Nobeljuwelier Wagner am 1. Februar 2004 in der Wiener Kärntner Straße brachte das Flair internationaler Bandenkriminalität nach Österreich.

Zwar konnten die Täter Anfang März von der Polizei dingfest gemacht werden. Ihr Vorgehen jedoch - schneller, härter, effektiver - markiert laut SPÖ-Sicherheitssprecher Rudolf Parnigoni einen "gefährlichen Trend": Nicht nur "immer häufiger", auch "immer brutaler" würden die Kriminellen vorgehen, meint er - und weist etwa auf den Fall eines Taxlers hin, der im August starb, nachdem ihm ein Unbekannter Anfang Juli einen Stich in die Schläfe versetzt hatte.

Steigerungsrate

Zudem, so Parnigoni, seien "dramatische Steigerungsraten bei Raubdelikten" zu registrieren. Die Zahl der Banküberfälle etwa habe in den ersten sieben Monaten 2004 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 28,3 Prozent zugenommen. Beim Handyraub habe der Anstieg 77,6 Prozent, bei der Zahl von Überfällen auf Tankstellen gar 113,3 Prozent betragen.

Dieser Vergleich sei nicht komplett, meint dazu Herwig Haidinger, stellvertretender Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit: Von 20 kriminologischen Sachverhalten habe Parnigoni nur drei herausgenommen. Dabei sei im erwähnten Vergleichszeitraum "bei Raub in Taxis ein Rückgang von 17,1 Prozent zu verzeichnen, bei Raub in öffentlichen Verkehrsmitteln sogar einer von 24,4 Prozent".

Haidinger konzidiert, dass die Zahl angezeigter Raubdelikte insgesamt um 14,1 Prozent angestiegen ist: "Doch auch die Aufklärungsquote hat sich um 5,52 Prozent verbessert."

Nicht akut zunehmend seien indes die Gefahren, die innerhalb der EU von der Organisierten Kriminalität ausgehen: Das betonte der britische Experte für internationale Businessrisiken, Nigel Churton, am Dienstag beim Europäischen Forum Alpbach. Trotz EU-Erweiterung "bestehen Grenzen, Grenzbehörden und -kontrollen ja weiter".

EU gegen Datendiebe

Handlungsbedarf existiere vielmehr mittelfristig, ergänzte der österreichische Businessrisikenexperte Thomas Havranek. Die Drogenhändler, Menschenschmuggler, "Identitätsdiebe", die bei E-Commerce und E-Banking Missbrauch mit Daten üben, müssten mittels "Vereinheitlichung der Rechtssysteme bekämpft werden."

Derzeit - so Churton - ermöglichten etwa gesetzliche Schlupflöcher im Bankenbereich Geldwäsche in großem Stil. Nicht nur in der Schweiz, wo dieser Tage umgerechnet 39,5 Millionen Euro aus dem Besitz eines führenden Kopfes der japanischen Yakuza-Mafia beschlagnahmt wurden. (Irene Brickner/DER STANDARD, Printausgabe, 2.9.2004)