Brüssel - Die belgische Regierung erwägt eine Rücknahme des bis 2025 beschlossenen Atomausstiegs. Entsprechende Überlegungen "sollten kein Tabu sein", sagte der neue Energieminister Marc Verwilghen in Interviews mit den belgischen Tageszeitungen "Le Soir" und "De Standaard" (Donnerstag-Ausgaben). Der flämische Liberale, der bei einer Kabinettsumstellung im Sommer seinen Posten antrat, betonte, es sei nicht sinnvoll, die sieben belgischen Reaktoren zu schließen und dann Atomstrom aus Frankreich zu importieren.

Stilllegung 2002 beschlossen

Verwilghen gab eine Studie in Auftrag, um den Energiebedarf Belgiens in den nächsten Jahrzehnten zu erforschen. Sollte die Studie ergeben, dass Belgien Atomstrom brauche, "dann müssen wir das Thema wieder auf die Tagesordnung setzen", sagte der Minister. Belgien bezieht zurzeit 60 Prozent seines Stroms aus Atomkraftwerken. 2002 hatte die Regierung beschlossen, die Reaktoren stillzulegen.

Die Entscheidung ging damals vor allem auf das Engagement der Grünen zurück, die an der Regierung beteiligt waren. Nach der Wahl im vergangenen Jahr schieden die Grünen aus der Koalition aus. Industrieverbände haben wiederholt gefordert, die Entscheidung rückgängig zu machen, und warnten andernfalls vor einem Energieengpass. (APA/AP)