Hamburg - Der Kaukasus, eine Region vieler Völker,
Kulturen und Religionen zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen
Meer, gilt als die Achillesferse Russlands. Nach dem Zusammenbruch
der Sowjetunion flammten dort zahlreiche Konflikte auf. Der Krieg
tschetschenischer Rebellen gegen die Vorherrschaft Moskaus stellt
dabei eine Reihe von Gebietsstreitigkeiten unter einzelnen
Bergvölkern völlig in den Schatten. Anfangs auf sich allein gestellt,
haben die Aufständischen inzwischen Hilfe ausländischer islamischer
Extremisten.
In zwei blutigen Kriegen hat Moskau versucht, den Widerstand der
Separatisten zu brechen. Im ersten Feldzug von Dezember 1994 bis 1996
kamen bis zu 100.000 Menschen ums Leben. Als Tschetschenen 1999 in
die Nachbarrepublik Dagestan einfielen und Wohnblocks in Moskau in
die Luft flogen, setzte der damalige Ministerpräsident Wladimir Putin
erneut die Armee in Marsch. Nach der militärischen Niederlage im
Frühjahr 2000 setzten die Rebellen ihren Kampf als Guerillakrieg
fort. Der Bogen der Instabilität spannt sich mittlerweile von der am
stärksten islamisch geprägten Teilrepublik Dagestan über
Tschetschenien, Inguschetien, Nord-Ossetien bis nach
Kabardino-Balkarien.
Die wechselvolle und von Gewalt gegen die Fremdherrschaft geprägte
Geschichte des Kaukasus begann bereits 1559, als Zar Iwan IV., "der
Schreckliche", in Tarki am Kaspischen Meer eine Festung bauen ließ
und dort später ein Kosakenheer stationierte. Erst 1859 konnte das
russische Imperium Kaukasien nach 60-jährigen Kämpfen als Kolonie
unterwerfen. Legendärer Anführer des Widerstands, an dem die
Tschetschenen maßgeblich beteiligt waren, war der Dagestaner Imam
Schamil.
Die in den Wirren der russischen Revolution von 1917 gewonnene
Unabhängigkeit war nur von kurzer Dauer. Der Kaukasus blieb auch zu
Sowjetzeiten von Moskau abhängig. Unter der Diktatur Josef Stalins
(1922-53) hatten auch die Tschetschenen sehr zu leiden. Wegen
angeblicher Kollaboration mit den Deutschen wurden schätzungsweise
eine halbe Million Tschetschenen, aber auch zehntausende Inguschen
1944 nach Zentralasien deportiert. Erst in den 1950er Jahren wurden
sie rehabilitiert und durften in ihre Heimat zurückkehren. Während
die Südkaukasier - Georgier, Aserbaidschaner und Armenier - 1991 die
lang ersehnte Unabhängigkeit erhielten, verblieben die nördlichen
Völker bei Russland. (APA/dpa)