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Das Ehepaar Bush ließ sich bejubeln.

Foto: Reuters
Finale Furioso beim Republikanischen Nominierungsparteitag in New York City. Wer es am Donnerstagabend mit seiner Akkreditierung an einem schier endlosen Spalier von Security-Leuten vorbei ins Innere des Madison Square Garden schaffte, konnte dort live der Ankündigung von US-Präsident George Bush beiwohnen, dass er sich ein zweites Mal um seinen Job bewerben werde.

Der demokratische Senator Zell Miller hatte schon am Vorabend mit seinen wilden Attacken auf Bushs Gegner John Kerry die Schmutzarbeit übernommen.

Bush konnte sich also mit ein paar eher milden Seitenhieben auf Kerry begnügen und im Übrigen die konstruktive Seite der Republikaner hervorkehren. In seiner Rede, die zwischen innen- und außenpolitischen Agenden geteilt war, schilderte er eine Stunde lang, was er in seiner zweiten Amtszeit realisieren will. Das nach Ansicht vieler politischer Beobachter längst schon überstrapazierte 9/11-Motiv trat dabei weit gehend in den Hintergrund.

Wirtschaftspläne

Bush kündigte eine Vereinfachung des Steuersystems an; die Abhängigkeit der USA von ausländischen Energiequellen soll reduziert werden. Geschäftsleute sollen (auch ein Seitenhieb auf den demokratischen Vizepräsidentschaftskandidaten und Anwalt John Edwards) gegen endlose Schadenersatzprozesse in Schutz genommen werden. Weiter aus dem Füllhorn von Bushs Versprechen: bessere Erziehung, dauerhafte Steuersenkungen sowie die Errichtung einer "Eigentümergesellschaft".

Details möge man seiner Homepage georgewbush.com entnehmen, sagte er. (Auftrieb könnte Bush ein am Freitag veröffentlichter Bericht des Arbeitsministeriums geben: Danach wurden im August 144.000 neue Jobs geschaffen und die Arbeitslosenrate sank auf 5,4 Prozent, die niedrigste seit Oktober 2001.)

Außenpolitisch will Bush bei der Linie, die er eingeschlagen hat, bleiben und weiter die "Grenzen der Freiheit erweitern". Er habe nicht das Gefühl, sich für die Bilanz der vergangenen vier Jahre entschuldigen zu müssen. Fünfzig Millionen Menschen in Irak und Afghanistan verdankten es den Amerikanern, dass sie bald in Frieden leben könnten.

Der Kritik, er kümmere sich mehr um den Irak oder Afghanistan als um die USA selbst, begegnete Bush mit der Formulierung, wenn der Krieg gegen den Terror außerhalb geführt werde, dann müsse er nicht in den USA geführt werden: lauter Jubel der Parteitagsdelegierten.

Anders als bei den Demokraten vor einem Monat in Boston, wo sich die Luftballone in den Netzen unter der Saaldecke verfangen hatten, ging im "Garden" die Post plangemäß ab: Unter Konfettiregen und zu lauter Musik ("Put a Little Love in Your Heart") herzte sich die Familie Bush auf jener mitten in den Saal ragenden Rundbühne, von der aus George W. seine Rede gehalten hatte, ehe die Bushs dann relativ schnell unter anhaltenden Akklamationen in der Versenkung verschwanden.

Bushs Auftritt im Madison Square Garden blieb nicht unbemerkt. Gilt New York an sich schon als Medienhauptstadt der Welt, so war es dies in jüngster Zeit ganz besonders. Kleine Medienbilanz der vergangenen Tage: 15.000 akkreditierte Journalisten hielten sich in der Stadt auf, über die Anzahl der nicht Akkreditierten wagt man sich kaum Vorstellungen zu machen.

Das gigantische Oval des Parteitagssaals wurde lückenlos von "Skyboxes" gesäumt, kleinen, nach außen offenen Büros, in denen die TV-Leute arbeiteten. Besondere Aufmerksamkeit galt dem arabischen Sender Al-Jazeera, dessen Korrespondent meinte, er habe Probleme, einem arabischen Publikum beizubringen, dass Politiker wie John McCain oder Rudy Giuliani den liberalen Flügel der Republikaner repräsentierten. (DER STANDARD, Printausgabe, 4./5.9.2004)