Wien – Jetzt, da klar ist, dass der Chef der Finanzmarktaufsicht (FMA), Andreas Grünbichler, geht und einen Vorstandsjob in der Schweiz antreten wird, streut ihm der Chef der Raiffeisen Zentralbank (RZB), Walter Rothensteiner, Rosen. Der Chef des Spitzeninstituts des Raiffeisen-Sektors, der die FMA wegen ihres Entwurfs für Mindeststandards für das Kreditgeschäft harsch kritisiert: "Grünbichler hat einen guten Job gemacht, die FMA ist integer." Aber: "Die Behörde wurde von null aufgebaut, das führt zwangsläufig zu Reibungen." Wen er sich jetzt in den FMA-Vorstand wünsche? "Einen ganzheitlich Denkenden, die Fachleute hat er dann sowieso unter sich."

"Nicht zu machen"

Die Mindeststandards (sie legen fest, dass die Institute so umorganisiert werden müssen, dass jener Banker, der einen Kredit verkauft, ein anderer ist als der, der das Risiko kalkuliert und kontrolliert) bekämpft die RZB weiter. Rothensteiner: "In der von der FMA vorgesehenen Form sind sie nicht zu machen. Wir warten einmal ab, was im Herbst geschieht."

Mit dem, was in der RZB im ersten Halbjahr 2004 geschehen ist, ist Rothensteiner hochzufrieden. Vor allem in Zentral- und Osteuropa (CEE) schnurrt der Geschäftsmotor; das und Akquisitionen haben dem Wiener Institut samt Töchtern eine Verdoppelung des Gewinns auf 223,6 Mio. Euro beschert. Die bittere Pille: Die Risikovorsorge für problembehaftete Kredite (in erster Linie für CEE-Kunden) musste um 20 auf fast 94 Mio. Euro aufgestockt werden.

Börsegang

Fürs zweite Halbjahr schaut es für die RZB, die in der Region CEE mittlerweile mit 15 Tochterbanken in 16 Ländern arbeitet und insgesamt über eine Bilanzsumme von fast 63 Mrd. Euro verfügt, "gut aus", meinte Rothensteiner bei der Präsentation des Zahlenwerks am Freitag in Wien.

Ende des Jahres werde man zudem alle Vorbereitungen abgeschlossen haben, sodass die Ostbankenholding Raiffeisen International (RI; Dach der CEE-Konzerneinheiten) an die Börse gehen kann. Im Übrigen soll das Spitzeninstitut des Raiffeisen-Sektors laut Rothensteiner kräftig, aber organisch weiterwachsen, denn: "Unsere Gier auf weitere Länder hält sich in Grenzen." (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4./5.9.2004)