Moskau - Russland hat am Samstag verärgert auf Äußerungen des niederländischen Außenministers und EU-Ratspräsidenten Bernard Bot zur Beendigung des Geiseldramas in Nordossetien reagiert. Die Medienberichte vom Freitag ließen keinen Zweifel daran, dass das Blutvergießen von den Terroristen provoziert worden sei, zitierte die russische Nachrichtenagentur Interfax Außenminister Sergej Lawrow. Bot hatte erklärt, es sei schwierig, aus der Ferne zu beurteilen, ob das Vorgehen der Sicherheitskräfte angemessen gewesen sei.

Er verstehe aber "das Dilemma, dem sich die russische Regierung ausgesetzt sah", sagte Bot am Freitag beim Treffen der EU-Außenminister in Valkenburg bei Maastricht. Offensichtlich sei, dass die russischen Behörden "ihr Möglichstes getan haben, um eine Lösung über Verhandlungen herbeizuführen". Es sei zu früh um zu beurteilen, ob die Stürmung der Schule hätte verhindert werden können.

Lawrow sagte dazu: "Solche Worte in einer Situation von einem Minister zu hören, in der die ganze Welt wusste, dass die Rettung der Kinder oberste Priorität hatte und dass es keine Erstürmung geben würde, erscheint uns als Schmähung". Der stellvertretende Außenminister Boris Tschischow bestellte den niederländischen Botschafter Tiddo Hofstee ein, um eine Erklärung für Bots Äußerungen zu fordern.

In einer weiteren Erklärung des Außenministeriums hieß es, Terrorismus sei absolut unvereinbar mit den Prinzipien von Moral und Menschlichkeit. Nur wenn alle Staaten gemeinsam den Terror bekämpften, könne er besiegt werden. "Der Moment der Wahrheit ist gekommen. 'Doppelmoral' ist nicht zulässig." Russland hat in der Vergangenheit vielen europäischen Regierungen Heuchelei vorgeworfen: Einerseits bekräftigten sie ihre Entschlossenheit im Kampf gegen den Terrorismus, andererseits kritisierten sie das Vorgehen Moskaus in Tschetschenien, das nach russischer Lesart eine Front in diesem Kampf ist. (APA/AP)