Es genügt, ein Länderspiel mit Glück nicht zu verlieren, und alle sind froh und erleichtert darüber, nichts ändern zu müssen. Österreichs Teamkicker halfen sich wieder einmal selbst und verlängerten, so paradox das klingt, mittels eines seligen Erlebnisses einen unbefriedigenden Zustand. Sie holten ein Spiel zurück, das sie den unerwartet kleinen Engländern fast schon geschenkt hatten. Und sie holten einen Teamchef zurück, der fast schon weg war.

Es genügt, Teamchef Hans Krankl im Fernsehen zuzusehen, wie er von einer Pose in die andere, von Blutrausch zu Euphorieattacke kippt, um ihn des Coachings und des Fleißes zu verdächtigen. Doch wie so oft hatte das Spiel auf dem Feld mit Krankl relativ wenig zu tun, die Beziehung bestand bloß in der Bildmontage, und damit lässt sich bekanntlich schummeln wie nur. Nicht zufällig verraten die "Analysen" des Teamchefs nach jedem Match seine unüberbrückbare Ferne zum Spiel. Man muss nur hinhören.

Es genügt, Krankls Auslassungen über den Verbandspräsidenten, den TV-Sportchef und andere zu hören, um über die Verfasstheit des ÖFB unterrichtet zu sein. Es genügt zu wissen, dass Krankl seinen Job einer Interessengruppe und dem Mangel an Weitblick in der ÖFB-Führungsetage verdankt, um die Wahrheit seiner Worte zu genießen.

Es genügt, von einem Match abgesehen, die EM aus dem Urlaub fernzusehen und Ferndiagnosen abzugeben. Es genügt ein Aktionsradius von Horr-Stadion bis Hanappi-Stadion. Die Bundesliga versucht eben eine Neustrukturierung mit neuem Vorstand, dem ÖFB genügt Krankl, weil er den Strukturen und dem Wunsch genügt, nur ja nichts und niemanden ändern zu müssen. (DER STANDARD Printausgabe 06.09.2004)