Kurz darauf (1992) verkabelten die Österreicherin Christa Sommerer und der Franzose Laurent Mignonneau Pflanzen. Aus Kakteen oder Efeuranken wurden Interfaces. Man konnte vorsichtig die Stacheln biegen, jede humane Annäherung wurde in Daten umgewandelt und an ein Programm weitergegeben, das aus den Impulsen artifizielle Pflanzen generierte.
Das funktioniert immer noch: Im Keller des Linzer Museum Lentos ist eine kleine Auswahl preisgekrönter Arbeiten aus der Frühzeit digitaler Avantgarde zu bestaunen. Längst lehrt jeder Elektronikbaukasten pädagogisch wertvoll, dass so gut wie alles als Schnittstelle zwischen User und Gerät dienen kann.
Längst arbeiten die Kinder und Jugendlichen des U-19-Freestyle-Bewerbes der Ars mit Werkzeugen, die unlängst noch Geheimdiensten als schützenswert erschienen. 25 Jahre Ars hätten genug Stoff für das Lentos abgegeben, daraus eine ordentliche Rückschau zu gestalten. Gerade zum Festival ist das Foyer mit allerhand Ramsch verstellt, die Ars-Retrospektive von ein paar umherliegenden Fotokopien begleitet. Direktorin Stella Rollig gelingt es weder ästhetisch noch inhaltlich schlüssig, neue Medien ins Ausstellungskonzept zu integrieren. Womit sich das Lentos als einzige Linzer Zone präsentiert, in der "neue" und "traditionelle" Medien unfreundlich kollidieren.
Dabei zeigen gerade die Preisträger des heurigen Prix, dass die digitale "Avantgarde" passé ist. Langsam wird digitales Equipment flächendeckend zum Werkzeug unter anderen. Oder - und das sind mit die spannendsten Projekte - zum effizienten Werkzeug, um politische Anliegen breit gestreut zu kommunizieren.