"Alle meine Filme sind politisch", kommentierte der Regisseur den Vorspann seines neuen Films, in dem die Geldscheine ein Bush-Konterfei ziert
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Lee zu den US-Wahlen: "Kerry könnte gewinnen, aber es steht auf
des Messers Schneide."
Venedig - Starregisseur Spike Lee (47) hat beim Festival
von Venedig für Erheiterung gesorgt - mit dem Vorspann zu seinem
neuen Film "She Hate Me". Zum Beginn des Streifens mit Kerry
Washington, Dania Ramirez und Monica Bellucci flattern dutzendweise
Dollarnoten über die Leinwand - zuletzt eine Drei-Dollar-Schein mit
dem Bild von Präsident Bush, samt obligater Unterschrift "In God we
trust". Das Publikum am Lido raste über den Gag. "Alle meine Filme
sind politisch", sagte Lee, der sich vor Journalisten ausführlich
über die US-Wahlen ausließ: "Kerry könnte gewinnen, aber es steht auf
des Messers Schneide."
"Mein Film handelt über Sex, Gier, Geld und Politik"
"Mein Film handelt über Sex, Gier, Geld und Politik. Es geht auch
um die amerikanische Heuchelei beim Thema Sex." Zugleich präsentiert
der Regisseur eine Kommödie reinsten Wassers: Einem jungen und
attraktiven Manager, just gefeuert und mittellos, eröffnen sich
ungeahnte Einkommensquellen. Seine Ex-Freundin plus ihre neue
Lebenspartnerin möchten, dass er ihnen gegen reichlich Bargeld zur
Mutterschaft verhilft. Da die Sache zur Befriedigung aller verläuft,
organisiert die rührige Ex ein florierendes Geschäft. Reihenweise
sprechen ihre lesbischen Freundinnen beim virilen Ex-Manager vor -
die Ex behält zehn Prozent der Einnahmen.
Fragen der Moral
"Ich spreche auch Fragen der Moral an", betonte Lee. "Es gibt ein
Gefühl in Amerika, dass Menschen für Geld alles tun." Mit Blick auf
den US-Wahlkampf meinte er sicherlich auch das politisch. Trotz
allem: Die Anstrengungen des virilen Managers provozierten bei
Kritikern und Publikum am Lido Lachsalven wie bisher kein anderer
Film. "Was für ein Albtraum, mit so vielen Frauen Sex zu haben",
lautete Lees lakonischer Kommentar.
Auch Roehler zufrieden mit Reaktionen auf seine neue Arbeit
Auch der deutsche Regisseur Oskar Roehler (45) äußerte sich
zufrieden über die Reaktionen auf seinen neuen Film "Agnes und seine
Brüder". "Der Saal war voll besetzt und die Leute waren am Schluss
wahnsinnig gerührt", resümierte Roehler ("Der alte Affe Angst", "Die
Unberührbare"). Geradezu überrascht sei er über die positive
Reaktion. "Ich weiß nicht, wer für mich Werbung gemacht hat." Der
Streifen erzählt, ebenfalls mit viel Humor, "das Leiden dreier Brüder
an ihrer Familiengeschichte". Hans-Jörg (Moritz Bleibtreu), ein
kleiner Bibliothekar, ist sexsüchtig und kommt mit Frauen nicht klar.
Werner (Herbert Knaup) ist zwar als Politiker erfolgreich, doch mit
Ehefrau (Katja Rieman) liefert er sich eine nervige Dauerschlacht.
Und der dritte Bruder ist jetzt eine Frau und tanzt in Tuntenkleidern
in Nachtbars. "Standardsituation des deutschen Zusammenlebens", nennt
das Roehler. Ob Komödie oder Tragikomödie, konnte Roehler zunächst
nicht sagen. Fest stehe: "Es ist lustig Leuten zuzusehen, die in
peinliche Situationen geraten." (APA/dpa)
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