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Zur Person

Christine Gubitzer (58), FCG-Fraktion Christgewerkschafter, Vizechefin der GÖD und des Frauenpräsidiums des ÖGB.

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Christine Gubitzer (VP), Vizechefin der Beamtengewerkschaft, kritisiert, dass die Herrenrunden zur Harmonisierung das Thema Frauen ausklammern. Es berge besonderen Sprengstoff, sagte sie zu Lisa Nimmervoll.

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STANDARD: Wo spießt es sich bei der Beamtenharmonisierung?

Gubitzer: Am meisten bei denen, die zwischen 40 und 55 Jahre sind. Diese Altersgruppe kann die Reform mit privater Vorsorge nicht mehr abfangen, weil es sich versicherungstechnisch nicht mehr rechnet. Vor allem für die mit höherer Qualifikation.

STANDARD: Ein Punkt, der auch Frauen besonders betrifft. Deren Pensionen bereiten der Regierung offenbar viel weniger Kopfzerbrechen als der allgegenwärtige Schwerarbeiter.

Gubitzer: Sie trauen sich an das Frauenthema nicht wirklich heran. Bei den Verhandlungsrunden sind ja hauptsächlich Männer. Im Endeffekt wird das Thema Frauen ausgeklammert. Man möchte sich dieser neuen "Wuchtel" erst gar nicht stellen. Denn die Frauenpensionen sind ja wirklich ein gesellschaftspolitisches Thema, wo man sehr viel wird tun müssen.

STANDARD: In welcher Hinsicht?

Gubitzer: Vor allem die Wirtschaft wird sich überlegen müssen, wie sie mit Frauen umgeht. Derzeit ist die Arbeitswelt männerorientiert. Wir Frauen sollen uns dauernd biegen und beugen, damit wir in dieses System hineinpassen. Keiner nimmt auf unsere Lebensbedürfnisse wirklich Rücksicht.

Auch nicht auf die gesellschaftlichen Bedürfnisse, die wir weiter an die Familie - und damit noch immer an die Frauen - stellen. Auf der anderen Seite wird man mit 40 Jahren als alte Matrone betrachtet, die nichts mehr bringt. Das ist das Altbild, das man von Frauen noch immer hat: Solange man reproduzieren kann, ist man wichtig, und wenn nicht mehr, gehört man weg.

STANDARD: Wie wäre die frauenfreundliche Harmonisierung?

Gubitzer: Die Sozialpartnerrunde hat da zumindest eine Besserstellung für die Frauen in der Bewertung der Kindererziehungszeiten gebracht. Das ist sicherlich eine Entkrampfung, aber es ist noch nicht wirklich die Lösung. Tatsache ist, dass die Frauen mehrheitlich teilzeitbeschäftigt sind und dadurch niedrige Pensionen haben. Was überhaupt nicht angesprochen wird, ist die Tatsache, dass es für die Frauen zu einen Paradigmenwechsel kommt.

STANDARD: Welches Paradigma wechselt mit welchem?

Gubitzer: Bisher hat es geheißen, die Frauen können es sich aussuchen. Wenn sie familiär abgesichert sind, brauchen sie nicht oder nicht voll arbeiten. In Zukunft werden die Frauen aber genauso im Berufsleben stehen müssen wie die Männer. Das heißt aber auch, dass die Politik ein Umfeld schaffen muss, damit Frauen wirklich berufstätig sein können. Die Regierung bleibt es schuldig, das öffentlich anzusprechen. (DER STANDARD, Printausgabe, 7.9.2004)