Gaza - Bei einem der schwersten Angriffe gegen die palästinensische Hamas seit Beginn der Intifada vor vier Jahren hat die israelische Luftwaffe in Gaza 14 Mitglieder der radikalislamischen Organisation getötet. Mindestens 45 Hamas-Mitglieder wurden nach Angaben palästinensischer Ärzte und Augenzeugen in der Nacht auf Dienstag verletzt, vier von ihnen schwer. Bei den Opfern handelt es sich um Angehörige des bewaffneten Arms der Organisation, die auf einem Fußballfeld eine Militärübung abhielten. Die Hamas schwor Rache. Am Morgen feuerten ihre Mitglieder Granaten auf jüdische Siedlungen im Gazastreifen, die jedoch keinen Schaden anrichteten.

Israelische Armee: Luftangriff während Terror-Übungen der radikalislamischen Organisation

In einer Erklärung der israelischen Armee hieß es, der Luftangriff habe "während Übungen von Hamas-Terroristen auf einem Trainingsfeld" stattgefunden. Mitglieder der Hamas seien dort im Platzieren und Zünden von Sprengsätzen sowie im Abfeuern von Raketen unterwiesen worden. "Führende Hamas-Terroristen" hätten ihnen außerdem beigebracht, wie sie in israelische Wohngebiete und bei Militärposten einsickern könnten. Die Ausbilder seien in die Planung und Ausführung "tödlicher Terrorangriffe" verwickelt gewesen. Auf dem Feld seien auch Geiselnahmen israelischer Zivilisten und Soldaten geübt worden.

Der Luftangriff über Gaza-Stadt

Augenzeugen berichteten, israelische Kampfhubschrauber vom Typ Apache hätten im Osten der Stadt mindestens fünf Raketen auf ein Ausbildungszentrum der radikalislamistischen Terrororgansation Hamas abgefeuert.

Palästinensische Sicherheitsbeamte sagten, es sei unklar, ob die Raketen von Kampfhubschrauber abgeschossen worden seien oder ob Boden-Boden-Raketen das Zentrum getroffen hätten. Zum Zeitpunkt des Angriffs seien sehr viele Menschen in dem Zentrum gewesen.

Israel: Reaktion auf den Doppelanschlag in Beerschewa

Von israelischer Seite hieß es auch, der Angriff sei eine Reaktion auf den Doppelanschlag in Beerschewa vor einer Woche, zu dem Hamas sich bekannt hatte. Dabei hatten zwei Selbstmordattentäter 16 Israelis mit sich in den Tod gerissen. Die Palästinensische Autonomiebehörde verurteilte den israelischen Angriff in Gaza als Attacke auf "unschuldige Zivilisten". Israel wolle damit jede Chance auf Wiederbelebung des Friedensprozesses vernichten.

Drohungen bei Trauerzug von maskierten Hamas-Mitgliedern

Gefolgt von tausenden Hamas-Anhängern setzte sich Stunden nach dem Luftangriff der Trauerzug vom Krankenhaus in Richtung des Friedhofs von Gaza in Bewegung. Maskierte Hamas-Mitglieder kündigten Racheaktionen an und feuerten mit Maschinengewehren in die Luft. Viele von ihnen riefen in Sprechchören "Rache, Rache". In einer Erklärung veröffentlichte die Hamas die Namen der 14 "Märtyrer" im Alter von 18 bis 27 Jahren. "Unsere Antwort auf dieses Verbrechen wird kommen", hieß es in einer weiteren Erklärung. Die Geschäfte von Gaza blieben aus Protest geschlossen. Auch die Schulen und die Universitäten stellten für einen Tag den Betrieb ein.

Einschlag von Rakete in israelischem Ort Sderot

Eine von der Hamas hergestellte Kassam-Rakete schlug Polizeiangaben zufolge am Morgen in der israelischen Stadt Sderot nahe dem Gazastreifen ein. Mutmaßliche Hamas-Kämpfer feuerten mehrere Granaten auf Siedlungen im Gazastreifen. Die Angriffe richteten keinen größeren Schaden an. Die israelische Armee blockierte die Hauptstraßen in der Region. Ein Sprecher von Regierungschef Ariel Sharon drohte der Hamas erneut mit weiteren "gezielten Tötungen" ihrer Führer. Auch die in der syrischen Hauptstadt Damaskus sitzende Auslandsführung werde angegriffen, sagte Raanan Gissin. (APA/dpa/AP)