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Foto: Reuters/Blake
New York - Die Verhinderung der Wiederwahl von George W. Bush ist dem US-Filmemacher Michael Moore nach eigenen Angaben erheblich wichtiger als ein weiterer Oscar. Damit sein im Kino bereits außerordentlich erfolgreicher Anti-Bush-Film "Fahrenheit 9/11" noch kurz vor der US-Präsidenten-Wahl am 2. November auch ins Massenmedium Fernsehen kommen kann, hat Moore jetzt auf eine Nominierung des Streifens für einen Dokumentarfilm-Oscar verzichtet.

"Wenn es auch nur eine entfernte Chance dafür gibt, dass noch einige Millionen Amerikaner mehr diesen Film sehen, dann ist das für mich wichtiger als ein weiterer Dokumentarfilm-Oscar", erklärte Moore am Dienstag auf seiner Webpage. Hintergrund ist, dass nach den Regeln der US-Filmakademie, die alljährlich die Oscars vergibt, Dokumentarfilme nicht für den Preis eingereicht werden können, wenn sie innerhalb von neun Monaten nach dem Kinostart bereits im Fernsehen zu sehen sind.

"Der echte Oscar ...

Moore ließ angesichts dessen bewusst die Frist zur Einreichung von Dokumentarfilmen für den Oscar-Wettkampf am Mittwoch letzter Woche verstreichen. "Lasst doch einfach jemand anders den Oscar gewinnen", habe er seinem Filmteam gesagt, berichtete Moore. "Wir haben schließlich schon einen." Die Bemühungen, mehr Zuschauer zu einer Stimmabgabe gegen Bush zu bewegen, seien ihm wichtiger. "Sollte Bush am 2. November geschlagen werden, dann wäre das für mich der echte Oscar", fügte Moore hinzu.

Scherzhaft sagte der Regisseur und Buchautor, "Fahrenheit 9/11" könne ja in der Kategorie Bester Film des Jahres antreten. "Dann könnte ich meine Oscar-Rede aus dem Jahr 2003 fortsetzten." Moore stellte aber klar: "Verzeihung, ich mache nur Spaß." Nach den Regeln der Akademie gilt in dieser Kategorie die Neun-Monate-Regel nicht. Moore hatte im vergangenen Jahr mit dem Dokumentarfilm "Bowling for Columbine" über die US-Waffenlobby einen Oscar gewonnen. Bei seiner Dankesrede griff er die Bush-Regierung und den damals gerade von ihr begonnenen Irak-Krieg vor Millionen Fernsehzuschauern scharf an.

Verweis auf Meinungsumfragen

Zur Begründung seines Wunsches, "Fahrenheit 9/11" ins Fernsehen zu bekommen, verwies Moore auf Meinungsumfragen, wonach zuvor noch unentschlossene Zuschauer sich durch den Film für die Wahl des Bush-Herausforders John Kerry entschieden hätten. Etwa vier Prozent der Wählerunterstützung für Kerry komme von Amerikanern, die zu dieser Entscheidung durch den Film gekommen seien, argumentierte Moore. In den USA haben bislang etwa 20 Millionen Kinobesucher "Fahrenheit 9/11" gesehen. Der erfolgreichste Dokumentarfilm aller Zeiten spielte allein auf dem US-Markt bisher rund 120 Millionen Dollar ein (99,5 Millionen Euro).

Moore räumte allerdings ein, dass die Chancen für eine Fernsehaufführung bislang noch unklar sind. Der Grund dafür ist, dass eine DVD/Video-Firma Vertriebsrechte an dem Film hält, die einer TV- Aufführung entgegenstehen. Die Firma bringt "Fahrenheit 9/11" am 5. Oktober auf DVD in die Läden. Auch davon verspricht sich Moore nach eigenen Angaben eine weitere Verbreitung des Films und mehr Stimmen für Kerry.

Geschäftlicher Nachteil

Eine Fernsehaufführung vor möglicherweise Millionen von Zuschauern würde aber nach Einschätzung von Branchenexperten den Umsatz der DVD/Video-Version erheblich schmälern. Moore sagte, er stehe in Verhandlungen mit der DVD-Vetriebsfirma und hoffe, dass sie einer einmaligen Fernsehaufführung des Films am Vorabend der Wahl zustimmen werde. Zugleich rief er seine Fans auf, nach dem Verkaufsstart der DVD überall in Amerika private "Fahrheit 9/11"-Filmparties zu veranstalten und auf diese Weise für die weitere Verbreitung zu sorgen. (APA/dpa)