Weimar - Die Brandkatastrophe in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar ist möglicherweise durch einen technischen Defekt oder auch fahrlässiges Verhalten ausgelöst worden. "Ein geschmortes Kabel ist nicht auszuschließen", sagte der Chef der Polizeidirektion Jena, Rüdiger Schrehardt, am Dienstag in Weimar. Der marode Zustand der Elektrik, die zum Teil noch aus DDR-Zeiten stammte, sei eine mögliche Ursache. Ein Gutachten in Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt soll die endgültige Ursache zu Tage bringen. Der Brand hatte rund 30.000 Bücher in dem historischen Schloss vernichtet.

Die Ermittler entdeckten nach Polizeiangaben im dritten Stock eine Brandspur, die der Brandherd gewesen sein soll. "Es gibt keinen begründeten Hinweis, dass vorsätzliche Brandstiftung in Frage käme", sagte der Chef der Kriminalpolizei Jena, Rolf Wagner. Die Spezialisten prüfen außerdem, warum Spürhunde in der Nähe der Brandspur auf Benzin oder Diesel anschlugen. "Wir schließen nicht aus, dass Kraftstoff ausgetreten ist", sagte Schrehardt. Das könne - nach dem Löschen - durch einen kleinen Bagger oder Kettensägen beim Bergen der Decke passiert sein.

Bücherbergung hält noch an

Die Rauchmelder haben nach Angaben des Präsidenten der Stiftung Weimarer Klassik, Hellmut Seemann, in der Brandnacht funktioniert. Die Frage sei aber, warum sich das Feuer so schnell ausdehnen konnte. Ob und wie es zu einer Verpuffung gekommen sei, solle noch aufgeklärt werden. Die Sperrung des historischen Gebäudes wird voraussichtlich an diesem Mittwoch aufgehoben. Am Dienstag bargen Helfer noch immer Bücher aus dem Schutt.

Der deutsche Bundespräsident Horst Köhler hat nach Angaben der Thüringer Staatskanzlei die Schirmherrschaft über eine Spendenaktion zur Rettung der Anna Amalia Bibliothek übernommen. Die stark beschädigte Bibliothek, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, wird laut Thüringens Kultusminister Jens Goebel (CDU) mit Bundes- und Landesmitteln wieder erstehen. Die Soforthilfe des Bundes von vier Millionen Euro werde unter anderem dafür genutzt, um einige tausend durch Rauch und Löschwasser geschädigte historische Bücher zu erhalten. Die Kosten beliefen sich auf bis zu 1.000 Euro pro Band. (APA/dpa)