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"Die viel beworbenen Jugendkonten können der erste Schritt in die Schuldenfalle sein", berichtet Ferdinand Herndler von der Schuldner- und Familienberatung des Vereins für prophylaktische Sozialarbeit. Das Grundproblem ist immer das selbe: "Wenn Jugendliche konstant mehr Ausgaben als Einnahmen haben, sind sie auf dem besten Weg in die Verschuldung", weiss Herndler.

Junge Schuldner

Rund 21 Prozent der KlientInnen der oberösterreichischen Schuldnerberatung sind unter 25 Jahre alt. Ihr "Werdegang" ist immer ähnlich: Kontoüberzeihungen führen zu einer Umschuldung, ein Kredit wird aufgenommen. Wenn die Kreditzinsen nicht mehr gezahlt werden können, wird ein Konto bei einem anderen Bankinstitut eröffnet. Hohe Kredit- und Überziehungszinsen lassen das Loch im Geldbeutel schnell größer werden. "Am Ende hilft es nur, konsequent die Ausgaben zu senken", erzählt Herndler. Vor allem auf Aufwendungen für Autos, Mopeds, Nachtleben oder Handys müsste erst einmal verzichtet werden.

Ronald Kotulski von der Schuldnerberatung KWH in Wien berichtet Ähnliches. Alles auf einmal und sofort kaufen zu wollen sei der beste Weg in die Schuldenfalle. "Viel zu wenige Jugendliche lernen heute, dass man erst konsumieren kann, wenn man vorher gespart hat", klagt Kotulski. Jugendkonten und Handys sieht er als Hauptursache der steigenden Verschuldung junger Menschen. "Handyrechnungen oder Bankomatzahlungen werden vom Konto abgebucht, da ist es schnell passiert dass man ins Minus rutscht".

Nicht alles gratis

Die von den Banken in der Werbung mit kostenloser Kontoführung und kostenlosen Bankomatkarten angebotenen "Gratis-Jugendkonten" können teuer werden, warnen die Konsumentenschützer der Arbeiterkammer (AK). Ein AK-Test zeige, dass Bankomatkarten zwar gratis beim Jugendkonto dabei seien, bei manchen fielen aber saftige Kontokosten an - beispielsweise bis zu 15 Euro für eine Kontoschließung. Eltern sollten auch auf Überziehungsfallen bei Bankomatabhebungen oder -zahlungen achten.

Die AK hat im September die Konditionen von Jugendkonten für Schüler, Lehrlinge und Jugendliche von 14 bis 19 Jahren bei acht Wiener Banken (Bank Austria, Bawag, Erste Bank, Hypo NÖ, Oberbank, PSK, Raiffeisen NÖ-Wien, Volksbank Wien) erhoben.

Teure Überziehung

Ein Minus könne teuer kommen, die Überziehungszinsen außerhalb des Überziehungsrahmens erreichten bis zu 14,5 Prozent. Manche Kreditinstitute verlangten Spesen für Überweisungen, Bareinzahlungen auf ein bankfremdes Konto, Dauerauftragsänderungen, -schließungen, -löschungen oder Kontoschließungen. So verrechne etwa die Oberbank für manuelle Buchungen 41 Cent pro Transaktion oder die Bank Austria für die Kontoschließung 15 Euro.

Die Guthabenzinsen auf den Jugendkonten seien zwar attraktiv, die Überziehungszinsen jedoch saftig. So machten die Guthabenzinsen zwischen 0,5 Prozent (Bank Austria) und 2 Prozent (Raiffeisen NÖ-Wien) aus. Die Minus-Zinsen könnten bis zu 14,5 Prozent (Bank Austria, Erste Bank) betragen, wenn über einem vereinbarten Kontorahmen überzogen wird.

Gefährliche Karten

Die Bankomatkarte sei in der Regel kostenlos in den Kontopaketen enthalten. Das Bankwesengesetz regelt, dass Banken eine Bankomatkarte an Jugendliche vor Vollendung des 18. Lebensjahres nicht ohne ausdrückliche Zustimmung der Eltern ausgeben dürfen. Was die Bankomatkarte dann kann, hängt von einer Haftungserklärung der Eltern ab. Wenn sie diese nicht unterschreiben, kann der Jugendliche nur über das Guthaben am Konto verfügen, und das Konto kann nicht ins Minus rutschen. Unterschreiben die Eltern aber die Haftungserklärung, kann der Jugendliche beispielsweise bei Bankomaten im In- und Ausland abheben und bei Bankomatkassen bezahlen.

Bei Bankomatkassen-Zahlungen oder Bankomatabhebungen können mögliche Überziehungsfallen lauern, warnen die AK Konsumentenschützer. So sei bei Bankomatkassen, die offline arbeiten und somit nicht den Kontostand abfragen, ein Abrutschen ins Minus leicht möglich.

Geteilte Schuld

Die Banken wollen beide Schuldnerberater aber nur teilweise für die Misere verantwortlich machen. "Wer bei einer Bank kein Konto kriegt, macht es eben bei einer anderen auf - Das ist die Realität", ist Ronald Kotulski überzeugt. Der Markt sei eben da, und er werde bedient.  "Die Banken verdienen leider gutes Geld mit den Jugendlichen", weiss Ferdinand Herndler, "Kein Wunder, dass sie Interesse an dieser Klientel haben." (az)