Wien - Finanzminister Karl-Heinz Grasser erwartet nach der Änderung des Regierungsauftrags im Ministerrat, dass der Siemens-Konzern auf ein Übernahmeangebot für den Linzer Technologiekonzern VA Tech verzichten wird.

Gipfel mit ÖIAG- und VA Tech-Vorständen

Die Regierung betrachte jede Übernahme durch Siemens und/oder Kovats als feindliche Übernahme. Um eine solche abzuwehren, würde die ÖIAG bei einer Kapitalerhöhung der VA Tech mitziehen, erklärte Grasser am Dienstag nach einem kurzfristig einberufenen Gipfel mit den Vorständen von ÖIAG und VA Tech im Finanzministerium in Wien. Er gehe aber "davon aus, dass Siemens diese Signale richtig interpretiert". Dementsprechend hofft der Minister, dass die ÖIAG auch bei einer VA Tech-Kapitalerhöhung nicht mitziehen müsse.

Nach Analysen und Gesprächen mit dem VA Tech-Vorstand und der ÖIAG sei die Regierung zur Erkenntnis gelangt, dass die VA Tech nicht zu Siemens passt, weil zu viele Parallelitäten bestünden. Eine freundliche Übernahme sei daher auszuschließen, so Grasser.

"Stabiler österreichischer Kernaktionär" als Ziel

Am weiteren Privatisierungskurs will Grasser aber festhalten. Ziel sei, ähnlich wie bei Böhler-Uddeholm und voestalpine, einen stabilen österreichischen Kernaktionär zu finden. Die Gespräche dazu würden bereits geführt, das Interesse bestehe, so der Finanzminister, ohne weitere Details zu nennen.

An der angepeilten Kapitalerhöhung im Ausmaß von maximal 25 Prozent hält VA Tech-Generaldirektor Klaus Sernetz fest. Sernetz ist "optimistisch", von der Hauptversammlung am 21. September grünes Licht für die Kapitalerhöhung zu bekommen. Ob sie noch heuer kommt, hängt laut Sernetz vom Börsenumfeld ab.

Michaelis: Freundlicher Siemens-Einstieg "nicht denkbar"

Auch ÖIAG-Vorstand Peter Michaelis hat ein "Zusammengehen von VA Tech und Siemens" als "nicht zielführend" bezeichnet. Noch vor einer Woche hatte Michaelis eine freundliche Übernahme durch Siemens nicht ausgeschlossen. Nach Gesprächen mit dem Münchner Konzern könne man nun aber "ausscheiden, dass eine solche Version denkbar wäre", betonte Michaelis nach dem VA Tech-Gipfel im Finanzministerium.

Es sei nun "ungemein wichtig, dass die VA Tech aus eigener Kraft wieder Stabilität gewinnt". Es sei daher "im Interesse aller Akteure, dass die Kapitalerhöhung diesmal beschlossen wird", so der ÖIAG-Vorstand auf die Frage nach der Position des VA Tech-Mitaktionärs Mirko Kovats, der bei der letzten VA Tech-Hauptversammlung im April eine Kapitalerhöhung verhindert hatte.

Ein mögliches Mitziehen der ÖIAG bei dieser Kapitalerhöhung sei durchaus im Interesse des Privatisierungsauftrags. Durch das eingeleitete Restrukturierungsprogramm sei von einer weiteren Wertsteigerung bei der VA Tech auszugehen, meint Michaelis weiter. Kritik von Kovats, dass ein Mitziehen der ÖIAG am Kapitalmarkt auf Unverständnis stoßen könnte, weist die ÖIAG zurück. Es sei in der Phase einer drohenden feindlichen Übernahme "wichtig, dass die ÖIAG als stabilisierender Faktor an der Kapitalerhöhung teilnimmt", so Michaelis. (APA)