Feldkirch/Wien – Kaplan August Paterno, dem Missbrauch Jugendlicher vorgeworfen wird, will "so bald es mir besser geht" nach Vorarlberg reisen. Und "mit allen, die sich beklagen, reden". Noch befindet sich Paterno in einem Wiener Krankenhaus, wo soeben "eine Chemotherapie abgeschlossen wurde".

Gegen Paterno liegen konkrete Aussagen von drei Männern vor, die angeben, als Jugendliche – Schüler oder Ministranten – von Paterno missbraucht worden zu sein. Ob ein strafrechtlicher Tatbestand vorliegt, oder die Übergriffe bereits verjährt sind, wird zurzeit von der Kriminalpolizei geprüft. Paterno zum Standard: "Ich bin nicht der Mensch, der so etwas macht. Ich war wahrscheinlich in jungen Jahren zu fröhlich."

"Gefügigmachen durch Alkohol"

Die Fröhlichkeit des früheren Jugendseelsorgers finden seine angeblichen Opfer wenig lustig. Von Umarmungen und unerwünschten Küssen ist die Rede oder von "Gefügigmachen durch Alkohol". Bei der Beratungsstelle "Gleiche beraten Gleiche" meldeten sich weitere angebliche Opfer. Psychotherapeutin Rotraud Perner, die in Wien Missbrauchsopfer des Kaplans und eines weiteren Geistlichen betreut, riet Paterno am Dienstag über Kathpress, er soll "von sich aus die Öffentlichkeit informieren". Was wiederum Bischof Klaus Küng per Weisung verboten hat. Paterno: "Das ist ausgemacht, daran muss ich mich halten."

Geschwiegen wird auch in der Diözese. Die Mitarbeiterin der Ombudsstelle für Missbrauchsopfer verweist auf die Frage, ob die Hotline angenommen wird, auf ihre "Verschwiegenheitspflicht". Keine Auskunft gibt es in der Diözese zum zweiten Geistlichen, der unter Missbrauchsverdacht steht. Den Namen des hohen Würdenträgers will man dort nicht kennen. In den Vorarlberger Nachrichten gab der amtierende Pfarrer und Kirchenfunktionär ein anonymes Interview. Er sieht sein "Lebenswerk bedroht", im Falle eines Outings würde ihm "das Herz brechen". (jub, Der Standard, Printausgabe, 08.09.2004)