Linz/Weiz – Eine schwarze Fahne zierte an diesem Dienstag das Firmengebäude der VA Tech Elin EBG in Linz. Im Firmenhof hatten sich rund 600 "Trauergäste" mit Transparenten und Pfeiferln zu einer Protestkundgebung der Betriebsräte eingefunden. Unter Plakaten mit Slogans wie "Übernahme ist gleich Filetierung" oder "Hände weg von der VA Tech" unterstrichen die Anwesenden ihr klares Nein zu einer möglichen Übernahme durch den Siemens-Konzern.

Prinzipiell spreche nichts gegen eine Übernahme, wenn diese zu einer Konzernerweiterung führe. Was aber jetzt passiere, sei eine reine Verunsicherungsstrategie und der mögliche Verlust unzähliger Arbeitsplätze, kritisierte Arbeitsbetriebsrats-Vorsitzender Franz Hölzl.

Die Verunsicherung prägt derzeit auch das Arbeitsklima innerhalb der Belegschaft. "Es ist furchtbar belastend, nicht zu wissen, wie es weitergeht und ständig anstatt genauer Informationen stetig wechselnde Gerüchte zu hören", sagte einer der Mitarbeiter im Gespräch mit dem STANDARD.

"Dann stirbt Weiz aus"

Ein ähnliches Bild bot sich am Dienstag in der Steiermark: 2800 sehr verärgerte Gesichter auf dem Hauptplatz der 10.000-Einwohner-Stadt Weiz, dem Hauptsitz der Elin EBG. "Siemens dreht uns direkt ab, das sind unsere direkten Konkurrenten, dann stirbt Weiz aus", befürchtet Franz Z., laut eigenen Angaben seit 28 Jahren Schweißer bei der Elin EBG. Viele Redner bemühen das Bild der strukturschwachen Region und des Leitbetriebes, der für 2200 Jobs direkt und für bis zu 6000 weitere indirekt bei Zulieferern Verantwortung trage.

Den meisten Applaus erntet der steirische ÖGB-Chef Horst Schachner. Er ruft der Menge zu: "Die saudumme Idee von der Privatisierung der österreichischen Leitbetriebe macht tausende Menschen zum Spielball neoliberaler Politiker wie Schüssel und Grasser. Schüssel und Grasser haben die Hütte angezündet. Jetzt müssen wir den Brand mit ganzem Einsatz löschen."

"Investieren statt verscherbeln"

Eine 112-jährige Unternehmensgeschichte gelte es erneut zu verteidigen, schon 1987 habe Siemens versucht das Unternehmen zu schlucken, erzählt der Weizer Bürgermeister Helmut Kienreich, der selbst seit 1957 beim Transformatorenspezialisten arbeitet. Vor ihm Transparente, gehalten von Elin-Lehrlingen: "Übernahme ist Filetierung", "Kein Ausverkauf der VA Tech", "Investieren statt verscherbeln", steht darauf zu lesen.

Die Hoffnung der Belegschaftsvertreter rund um Siegfried Tromayer ruht nun einzig darauf, dass die Staatsholding ÖIAG bei der geplanten Kapitalerhöhung mitziehen darf. Und, so SP-Steiermark-Chef Franz Voves, dass die Länder Oberösterreich, Wien und Steiermark gemeinsam mit der Belegschaft und der ÖIAG wieder die Sperrminorität an der VA Tech erwerben. "Das ist reiner Selbsterhaltungstrieb, das hat nichts mit Rückverstaatlichung oder Kommunismus zu tun", sagt dazu ein langjähriger Elin-Mitarbeiter. Nachsatz: "Privatisierung ist das Ende der Demokratisierung".

SPÖ-Budgetsprecher Christoph Matznetter, eigentlich auf Österreich-Tour für sein auch innerparteilich höchst umstrittenes Wirtschaftsprogramm, zeigte sich auf Station in Weiz zumindest erfreut, dass die ÖIAG bei der VA-Tech-Kapitalerhöhung mitziehen darf. "Nur die Lernkurve dieser Regierung ist etwas lang. Die brauchen immer ein Jahr um einen Sachverhalt zu verstehen." (Michael Bachner, Markus Rohrhofer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.9.2004)