Ein Raketenschlag gegen ein Hamas-Trainingslager, durch den 14 militante Palästinenser getötet und Dutzende verletzt wurden, schien in der Nacht auf Dienstag Israels angekündigte verschärfte Kampagne einzuleiten. Die Hamas hatte den Doppelselbstmordanschlag auf zwei Busse organisiert, bei dem vorige Woche in Beer-Sheva 16 Israelis starben.

Die israelischen Drohungen schienen sich zuletzt allerdings auf die Führung des Hamas-"Politbüros" in Damaskus zu konzentrieren, dessen Funktionäre es daraufhin offenbar ihren Kollegen in Gaza gleichtaten und in den Untergrund abtauchten. Umso überraschender war, dass so viele Angehörige von Izzedin-el-Kassam, dem bewaffneten Arm der Hamas, auf dem entlegenen Fußballfeld am Ostrand von Gaza versammelt waren und der israelischen Luftwaffe ein derart "bequemes" Ziel geboten hatten.

Palästinensische Angaben, es habe sich bloß um Sommerlageraktivitäten von "Pfadfindern" gehandelt, waren angesichts der mitternächtlichen Stunde und der zahlreichen uniformierten Erwachsenen nicht plausibel. Der israelischen Armee zufolge war die Anlage ein bekannter Treffpunkt, wo Terroristen das Zusammensetzen von Bomben, das Abschießen von Kassam-Raketen und das Eindringen in Ortschaften und Militärstellungen übten.

"Der Krieg wird nicht aufhören"

Vor zwei Wochen sei dort bei einem "Trainingsunfall" ein Sprengkörper explodiert und wenige Tage danach ein Sprengstoffgürtel gecheckt worden, der dann am Grenzübergang nach Israel abgefangen wurde. Hamas-Sprecher Mushir al-Masri kündigte weitere Anschläge an: "Der Krieg wird nicht aufhören - wir sagen den zionistischen Besatzern: Ihr werdet keine Ruhe auf unserem Boden haben, ehe die palästinensischen Kinder Ruhe haben und ihr Leben sicher ist." Der palästinensische Außenminister Nabil Shaath sprach von einer "terroristischen Attacke der israelischen Besatzungstruppen".

Doch in Israel herrschte breiter Konsens: "Wenn Selbstmörder unterwegs sind, hat die Armee keine andere Wahl", sagte Exverteidigungsminister Benjamin Ben-Eliezer von der oppositionellen Arbeiterpartei. Infolge des letzten Anschlags, der von Hebron im südlichen Westjordanland ausging, wollen die Israelis nun rasch den Südabschnitt ihrer Sperranlage bauen, doch die fast 400 fehlenden Kilometer werden frühestens in einem Jahr fertig sein. Die Kritik des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag und des israelischen Höchstgerichts hat offenbar ihre Wirkung auf Israels Führung nicht ganz verfehlt, die Route soll der Linie von 1967 folgen. (DER STANDARD, Printausgabe, 8. 9. 2004)