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Foto: APA/Artinger
Wien - Auf ihren künstlerischen Durchbruch hat die Malerin Maria Lassnig lange warten müssen. Erst relativ spät wichen Hohn und Ablehnung, und wurde der konsequenten, stets forschenden Einzelgängerin jene Aufmerksamkeit zuteil, die ihr zusteht. Lassnig, die am 8. September ihren 85. Geburtstag begeht, zählt zu den wichtigsten österreichischen Künstlern dieses Jahrhunderts. Bundespräsident Heinz Fischer hob in einem Glückwunschschreiben hervor, dass "ihre ausdrucksstarken, farbintensiven, beeindruckenden Bilder dazu beigetragen haben, das Niveau der zeitgenössischen österreichischen Malerei international unter Beweis zu stellen."

In keine Schublade einzuordnen

Der Grund für die späte Anerkennung mag darin liegen, dass sie immer schwer einzuordnen war. So wurden ihren Arbeiten - neben den Bildern und Grafiken eine Handvoll Animationsfilme und in jüngster Zeit auch Plastiken - in den fünfziger Jahren dem Informel zugerechnet, in den sechziger und siebziger Jahren der Body-Art und der feministischen Kunst. "Ich bin immer schwer einzuordnen gewesen", meinte Lassnig anlässlich ihrer letzten großen Ausstellung im Wiener 20er Haus. Im Katalog zur Ausstellung formulierte sie auch ihr lebenslanges Grundthema: "Es ist sicher, ich male und zeichne nicht den 'Gegenstand' Körper, sondern ich male Empfindungen vom Körper."

Ihre Gemälde sind denn auch das Ergebnis genauer Beobachtung und Erforschung des - zumeist eigenen - Körpers im Raum, in denen die physische Erscheinung um die Dimension des Empfundenen erweitert wird. Sie scheinen wie Vexierbilder von Innen- und Außenwelt. Die darin oft hergestellte verwandtschaftliche Nähe zum Tierreich rührt aus einer Identifikationen mit den Tieren als unterdrückte und ausgebeutete Wesen. Durch ihre intensive Beschäftigung mit dem eigenen Körper wurde sie zu einer Art Gallionsfigur für die österreichische Künstlerinnen.

Werdegang

Maria Lassnig wurde am 8. September 1919 im kärntnerischen Kappel am Krappfeld geboren. 1941 wurde sie an der Wiener Akademie der bildenden Künste in die Meisterklasse Wilhelm Dachauer aufgenommen, die sie 1943 verlassen musste, weil ihre Bilder als "entartet" bezeichnet wurden. Ihr Studium schloss sie dann bei Ferdinand Andri und Herbert Boeckl ab. Die erste Einzelausstellung folgte 1948 in Klagenfurt. 1951 übersiedelte sie nach Wien. Dort gehörte sie mit Rainer, Mikl, Hollegha und Prachensky zum Kreis um Monsignore Otto Mauer, den kunstinteressierten Geistlichen und Gründer der Galerie nächst St. Stephan.

Bei mehreren Paris-Aufenthalten lernte sie u.a. den Surrealisten Andre Breton kennen, ließ sich von der "ecriture automatique" und dem Tachismus beeinflussen. 1968 übersiedelte sie nach New York, wo sie sich nicht nur mit Malerei, sondern auch erstmals mit Zeichentrickfilmen beschäftigte.

Wieder in Österreich

1980 kehrte sie nach Wien zurück, wo sie als erste Malerin im deutschsprachigen Raum eine Akademie-Professur - an der Hochschule für angewandte Kunst - übernahm. Im selben Jahr vertrat sie - zusammen mit Valie Export - ihre Heimat bei der Biennale in Venedig. 1982 und 1997 folgten Einladungen zur documenta nach Kassel. Mit ihrem autobiografischen Animationsfilm "Kantate" nahm sie 1993 bei den Berliner Filmfestspielen für Österreich teil. Als erste bildende Künstlerin erhielt Lassnig 1988 den Großen Österreichischen Staatspreis. 1998 wurde sie mit dem Oskar Kokoschka-Preis ausgezeichnet. Im Februar 2004 erhielt sie den Max-Beckmann-Preis. (APA)