RLB NÖ-Wien-Vizechef Robert Gruber: "Die FMA ist päpstlicher als der Papst"

Foto: RLB NÖ-Wien
STANDARD: Die RLB NÖ-Wien ist eine der Banken der VA Tech. Gefällt Ihnen, was dort geschieht?

Gruber: So sollte man mit einem Unternehmen nicht umgehen. Ich bin unglücklich über das Vor und Zurück, das nur Verunsicherung schafft. Ich wünsche mir da schon mehr Verantwortungsgefühl von der Politik.

STANDARD: Raiffeisen beklagt sich über die "Regulierungswut" der Finanzmarktaufsicht FMA, besonders die Mindeststandards für das Kreditgeschäft. Ist die Kritik der Banker nicht Zeichen dafür, dass die FMA genau das Richtige tut?

Gruber: Nein, es beweist nur, dass Kontrolle und Regulierung derzeit aus dem Lot sind. Die FMA ist in dieser Frage zu theoretisch unterwegs, päpstlicher als der Papst. Unser Banken- und Kontrollsystem funktioniert, die neuen Vorschriften sind übertrieben. Da kämen ständig irgendwelche Banker zum Kreditkunden, die etwas erfragen oder prüfen wollen – das will der Kunde nicht und das ist ihm auch nicht zuzumuten. Man vergesse nie: Für Unternehmer sind Banken nur Dienstleister und Hilfsmittel wie Taxi oder Internet.

STANDARD: Bank-Burgenland-Chef Ulrich meint, solche Standards hätten den Fall der Bank Burgenland verhindert.

Gruber: Gut ausgebildete Kundenbetreuer und Risikomanager reichen. Der Mehraufwand, das Meldewesen, die Vielfachstrukturen und Hierarchien werden auf die Kunden durchschlagen, die werden das zahlen müssen.

STANDARD: Die Banken wollen sich aussuchen, wie sie kontrolliert werden?

Gruber: Nein, aber wir müssen rechtzeitig den Mund aufmachen, weil wir unser Geschäft am besten verstehen. Noch ist bei den Mindeststandards das letzte Wort nicht gesprochen, wir führen sachliche Gespräche mit der FMA und sind überzeugt, zu einer tragfähigen Lösung zu kommen. Ich nehme nicht an, dass es sich um Beschäftigungspolitik der Aufsichtsbehörde handelt, die überdies wir bezahlen.

STANDARD: Das sieht das Gesetz vor.

Gruber: Wir halten uns an alle Gesetze, man kann trotzdem über Verbesserungen nachdenken. Uns ist die FMA zu teuer, sie könnte effizienter sein.

STANDARD: Die RLB NÖ-Wien hat seit 2002 rund 800 Kommerzkunden gewonnen. Wem machen Sie die abspenstig?

Gruber: Allen Konkurrenten, aber primär der BA-CA. Die Kunden schätzen, dass Raiffeisen und seine Eigentümerschaft berechenbar sind.

STANDARD: Wie wollen Sie jetzt weiterwachsen?

Gruber: In Zentraleuropa, mit unserer "Centropa"-Offensive. Wir machen dort aber unserem Spitzeninstitut RZB keine Konkurrenz. Wir spezialisieren uns auf Klein- und Mittelunternehmen und bringen unser Know-how bei den Banken vor Ort ein. Wir wollen unsere Kunden begleiten und konzentrieren uns auf Projektfinanzierung und syndizierte Kredite. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.9.2004)