Die Richtung stimmt, aber der Fahrplan mit den langen Übergangsfristen ist problematisch und wichtige Fahrgäste, nämlich die Beamten, fehlen überhaupt noch im Zug namens "Harmonisierung". So lautet die erste Einschätzung des Harmonisierungsentwurfs durch Wifo-Pensionsexpertin Christine Mayrhuber.

"Prinzipiell ist eine Harmonisierung der Pensionssysteme sehr sinnvoll. Das wurde auf den richtigen Weg gebracht. Aber für eine generelle Bewertung ist es wichtig zu wissen, wie die Beamten wirklich ins System reinkommen", so Mayrhuber zum STANDARD: "Wesentlich werden die Übergangsbestimmungen sein."

Als klaren Vorteil des präsentierten Systems nennt die Wifo-Expertin die bessere Aufwertung der eingezahlten Beiträge. Die Schwerarbeiterregelung sei eine echte "Verbesserung für jene, die schwer arbeiten". Einschränkung: Wer ein Schwerarbeiter ist, sei noch immer nicht definiert. Sozialexperte Bernd Marin kritisiert indes die Schwerarbeiterklausel als Wiedereinführung der Frühpension.

Lob für die Bewertung von Ersatzzeiten

Mayrhuber lobt auch die höhere Bewertung von Ersatzzeiten (Kindererziehung, Heer), schränkt aber ein: "Die Doppelbelastung für Frauen ist nach wie vor vorhanden. Und das Pensionssystem ist ein Spiegel des Arbeitsmarktes. Dort haben Frauen noch immer niedrigere Einkommen."

Außerdem "ist das System kein Anreiz, länger im Bildungssystem zu bleiben", da ja 45 Jahre erarbeitet werden müssen. "Das Pensionskonto wäre aber insofern reformierbar, dass man etwa ein halbes Jahr Weiterbildung pro 20 Erwerbsjahre gutschreibt."

Dass Frauen den Pensionskorridor mittelfristig nicht nutzen können, weil für sie 65 Jahre als Antrittsalter ohnehin erst 2033 gelten, ist für die Pensionsexpertin ein "Punkt, an dem sich die langen Übergangsfristen mehrerer Pensionsreformen manifestieren. Da spießt es sich dann. Die langen Übergangsfristen konterkarieren auch das Ziel eines transparenten Pensionskontos", so Mayrhuber: "Die volle Harmonisierung nach Ablauf aller Übergangsfristen wird erst 2045 erreicht sein."

Die Alternative wäre eine klare Stichtagsregelung gewesen, wie sie vom Wifo immer gefordert worden sei: Alte Ansprüche wären einmal ins Pensionskonto gebucht worden und dann nur noch neue nach dem neuen System. (DER STANDARD, Printausgabe, 9. 9. 2004)