Ernst Nonhoff (IBM) und Jörg Pribil (Nokia)

Foto: Standard Cremer

Unternehmen haben (meist) ein gestörtes Verhältnis zum Handy. Zwar sorgen IT-Abteilung in den Firmen für den Telefonanschluss und Computer am Schreibtisch und das Notebook für den Aktenkoffer. Aber die Ausstattung mit Handys ist, obwohl in jedem Unternehmen längst unentbehrlich, häufig immer noch Privatsache.

"Der Communicator richtet sich an den mobilen Worker"

Dafür gibt es viele Gründe; eine der größten Hürden ist jedoch die bisher schwierige Einbindung des Handy-Datenflusses in die Firmen-IT. Um zu zeigen, dass dies mit der jüngsten Generation des Communicators anders ist, hat sich Nokia zur Markteinführung IBM als Kronzeugen geholt: "Der Communicator richtet sich an den mobilen Worker", sagt IBM-Chef Ernst Nonhoff, laut Eigendefinition "bekennender Nokianer".

"IT-Administratoren können die Handys so verwalten, wie Notebooks für die Mitarbeiter"

Das schon im Frühjahr vorgestellte Nokia 9500 kommt in den nächsten Wochen auf den Markt und ist in jeder Hinsicht für den Firmeneinsatz vorbereitet. "IT-Administratoren können die Handys so verwalten, wie Notebooks für die Mitarbeiter", erklärt Mikko Stout, bei Nokia für Unternehmenslösungen in Zentral- und Osteuropa zuständig. Sicherheitsfeatures seien dabei das wichtigste, um Unbefugten keinen Zugang zu Firmennetzen zu ermöglichen. Damit ein liegen gelassener 9500 nicht zum Sicherheitsrisiko wird, sind am Gerät gespeicherte Daten verschlüsselt.

Ausrüstung

E-Mail (auch in der Blackberry-Variante, wobei E-Mail wie eine SMS auf das Gerät "gepusht" wird) und persönliche Organisation (Kalender, Adressen) stehen zwar im Vordergrund der Nutzung; aber der Communicator ermöglicht vollen Zugang zu Firmenintranets, Unternehmensdaten und -anwendungen. IBM hat von seinen Programmen Websphere, Lotus und Tivoli entsprechende Software für den Communicator gebaut, was auch andere Anwendungshersteller tun können. Oracle hat u. a. in London für das Businesshandy 6810 Anschlüsse an seine Datenbank und E-Business-Suite gezeigt, Versionen für den Communicator sind zu erwarten.

Kleiner Bruder 9300

Obwohl deutlich leichter und kleiner als sein Urahn 9000 aus dem Jahr 1996, ist das 9500 immer noch relativ stattlich. Um weitere Zielgruppen anzusprechen hat Nokia gestern ein kleineres Gerät gleichen Typus' vorgestellt: Das 9300 in der Größe des "Handyklassikers" 6310, der noch immer viel im Einsatz ist. Mit Ausnahme von Kamera und Wireless LAN bietet das 9300 um 700 Euro (ab 1. Quartal 2005) dieselbe Funktionalität wie in Kürze das 9500 um 800 Euro.

Beide Geräte haben Dreiband (USA-tauglich) und verwenden die Datentechnik GPRS; über kommende UMTS-Versionen will sich Nokia noch nicht auslassen. Zur Verbindung mit dem PC gibt es ein USB-Kabel oder Bluetooth, Speicherkarten bis zu zwei Gigabyte sind verwendbar.

Heißer Herbst

Mit diesem und seinen anderen jüngsten Geräten (kommende Klapphandys und das UMTS-Handy 6630) sieht sich Nokia gut für einen "heißen Herbst" gerüstet, sagt Nokia- Alps-Chef Jörg Pribil. Die Branche sei von einem unerwartet heftigem Wachstum "überrascht" worden, sagt Pribil; wurde zu Jahresbeginn der Verkauf von rund 500 Mio. Handy erwartet, so liegt diese Hoffnung jetzt bei bis zu 650 Mio. Stück. Nachdem Nokia zu Jahresbeginn stark an Marktanteil verloren hat, habe sich der Marktanteil dank neuen Produkten und Preissenkungen "stabilisiert" – laut Firmenangaben weltweit bei 32,5 Prozent.(Helmut Spudich, DER STANDARD Printausgabe, 9. September 2004)