Na, so sagen Sie schon – ist die SPÖ jetzt noch eine Mitgliederpartei? Was sagen Sie dazu, dass die SPÖ so viele Mitglieder verloren hat? Erklären Sie mir, warum es jetzt nur noch 300.000 Mitglieder sind, wo es doch einmal 700.000 Mitglieder waren! – In der Sendung "Mück im Bild", äh, "Sommergespräche" mit dem SPÖ-Vorsitzenden Gusenbauer war irgendwie Nostalgie für die Fünfzigerjahre zu spüren.Interviewer Mück bestand darauf, Gusenbauer mit der Frage nach den verschwundenen Parteimitgliedern zu nerven, bis dieser die Wahrheit sagte: "Viele sind für immer von uns gegangen." Und die Jüngeren wollen halt keine Mitglieder werden. Gott sei Dank, ein Zeichen demokratischer Reife. Für Mück ist es offenbar ein Kriterium politischen Erfolgs, möglichst viele Parteibuchbesitzer im Lande zu haben. Aber das war früher, als man noch ein Büchel brauchte, um Wohnungen und einen Arbeitsplatz zu erhalten. Übrigens auch ein Büchel von der ÖVP. In manchen Bundesländern soll das auch heute noch so sein. Aber auf Bundesebene sind es weniger geworden. Ein Unglück? Im Gegenteil, denn die Wähler sind mobiler und die Bürger selbstständiger geworden. Es gibt ja auch viel weniger Stammwähler. Ein Fortschritt. (DER STANDARD, Printausgabe, 9. 9. 2004)