Was am meisten wehtut, ist eigentlich schon eine "Altlast" aus dem Jahr 2003. Der verlängerte Durchrechnungszeitraum sorgt nämlich für die größten Umbrüche im schubweise umgebauten Pensionssystem. Wo früher 15 Jahre - und zwar die besten - zur Pensionsberechnung ausgewählt werden konnten, soll es künftig einen lebenslangen Durchrechnungszeitraum geben. Alles, Arbeits- und Ersatzzeiten, muss auf den Tisch. Und das wirft massive Probleme auf, die alle teuer zu stehen kommen. Bildung, Kinder, Teilzeit.

Lange Ausbildungszeiten und damit verbunden ein späterer Einstieg ins Erwerbsleben werden sich klar pensionsmindernd auswirken. Es sei denn, man blättert Geld auf den Tisch und kauft Studienzeiten nach. Kein Problem für den, der es sich leisten kann, weil sich das Studium tatsächlich in einen lukrativen Job ummünzen ließ - was aber eine Frage des Arbeitsmarkts ist. Und wie der beschaffen sein wird, ist nicht so genau vorhersagbar, wie die Pensionsmathematik glauben machen will. Das stetig proklamierte "lebenslange Lernen" klingt in diesem Zusammenhang dann fast schon wie eine Bedrohung.

Kindererziehungszeiten werden zwar in der Tat besser bewertet, lösen das Problem, dass die durchschnittliche Frauenpension nur 55 Prozent der durchschnittlichen Männerrente beträgt, auch nicht. Denn das Problem mit den Frauenpensionen liegt viel weiter vorn in der Lebenslinie: Der Einkommensnachteil im Berufsleben, den Frauen noch immer haben, wird in die Pension fortgeschrieben. Und schlecht bezahlte Teilzeitjobs nach der intensiven Kinderphase sind ohnehin Garanten für eine niedrige Pension. Will heißen: Wer Frauen wirklich zu einer eigenen, vernünftigen Rente verhelfen will, muss sich tunlichst auch um Kinderbetreuung und Einkommensgerechtigkeit kümmern. Denn es gibt auch ein Leben vor der Pension. (DER STANDARD, Printausgabe, 9. 9. 2004)