Salzburg - "Es kann nicht so sein, dass Staatspräsidenten mit 30 oder 40 lobbyingmäßig aufgezogenen Großkonzernen die Weltordnung machen." Diese anlässlich des letzten Europagipfels des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Salzburg 2002 formulierte Kritik stammt nicht etwa von linker globalisierungskritischer Seite sondern vom Obmann des Salzburger VP-Wirtschaftsbundes und Vizepräsidenten der Wirtschaftskammer Julius Schmalz.

Der Lungauer Kaufmann und ehemalige Tamsweger Vizebürgermeister warnte damals scharf vor einem "fundamentalen Liberalismus" und vor den Auswirkungen der Globalisierung. Schmalz trat gemeinsam mit Gewerkschaftern und Vertretern des globalisierungskritischen Netzwerkes Attac als WEF-Kritiker auf. Er fordert gesetzliche Regulative für die internationalen Finanzströme, tritt für einen Dialog mit globalisierungskritischen Organisationen wie Attac und die weltweite Umsetzung des Kioto-Abkommens zur Luftschadstoffreduktion ein. Der Wirtschaftsbund organisierte 2002 eine eigene Alternativveranstaltung zum WEF.

Der seit 1996 als Wirtschaftskammer-Vize tätige Schmalz wurde vom Vorstand des Wirtschaftsbundes einstimmig zum Spitzenkandidat für die WK-Wahlen 2005 gekürt.

Vorgänger umstritten

Er ist damit so gut wie sicher auch der nächste WK-Präsident in Salzburg. Der 59-jährige Schmalz, der sich selbst als Vertreter der Klein- und Mittelunternehmen sieht, löst den Abtenauer Gastwirt und Hotelier Reinhardt Buemberger ab. Buemberger war zuletzt vor allem wegen der Kooperation seines Betriebes mit der Reise-Agentur des Lebensmitteldiskonters Hofer (in Deutschland Aldi) von vielen schwarzen Wirtschaftsfunktionären heftig kritisiert worden. Wirtschaftsbund-Direktor Franz Riedl etwa fragte angesichts der Kooperation mit Hofer öffentlich, ob Buemberger überhaupt noch in der Lage sei, die Interessen der Kammermitglieder wahrzunehmen. In VP-Wirtschaftskreisen gilt Riedl als einer der Organisatoren der Nominierung von Schmalz.

Markige Sprüche

In den Jahren zuvor ist Buemberger überwiegend durch markige "Sager" aufgefallen. So stellte er zu Jahresbeginn beispielsweise einen pauschalen Zusammenhang zwischen der Jugendarbeitslosigkeit und der angeblichen Faulheit der Jugendlichen her. Buemberger selbst will von seiner Nicht-Nominierung erst durch Medienvertreter erfahren haben und reagiert überaus verärgert: Auch andere "intelligente Betriebe" würden Entscheidungen wie die kritisierte Kooperation mit dem Lebensmitteldiskonter Hofer treffen. Zuallererst aber einmal seien seine betrieblichen Entscheidungen nicht Angelegenheit des Wirtschaftsbundes, ließ er seinen Parteifreunden ausrichten. Der vorzeitige Rücktritt Buembergers vom Posten des WK-Präsidenten gilt als wahrscheinlich. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.9.2004)