Eine Entscheidung mit Signalwirkung, die Microsoft schwer im Magen liegt. Allerdings versucht der Softwarekonzern, laut Hoegner, derzeit nichts, um die Entscheidung rückgängig zu machen. Von der Umstellung auf Linux und Co. soll auch Wien profitieren. So ist eine Zusammenarbeit zwischen Wien und München zum Thema geplant.
Das Protokoll zur Nachlese
Wilhelm Hoegner |
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Micaela_M | Was halten Sie von Software-Patenten? |
Wilhelm Hoegner | Grundsätzlich okay, aber nicht für Trivial-Funktionen. |
Micaela_M | Münux - steigt München nun auf Linux um oder nicht? |
Wilhelm Hoegner |
Ja. Wir haben einen Auftrag vom Stadtrat dazu, bis 2008 alle Münchener Arbeitsplätze umzustellen. |
tlanawoifi | Was waren die ausschlaggebenden Gründe für die Münchner Entscheidung, die gesamte Stadtverwaltung auf Linux im Desktopbereich umzustellen? |
Wilhelm Hoegner | Die größere Hersteller-Unabhängigkeit, langfristige Kosteneinsparung und höhere IT-Sicherheit. |
dkp | Ist der Druck der Umstellung sehr groß? Schließlich sehen viele Menschen gespannt auf München und Probleme bei der Umstellung wären wohl ein gefundenes Fressen für die PR-Abteilung von Microsoft. |
Wilhelm Hoegner | Der Druck ist tatsächlich sehr groß, aber trotzdem werden wir mit fachlicher Akribie an eine möglichst erfolgreiche Umsetzung gehen. |
dschnitzer | War der Fakt, dass SuSE eine deutsche Firma (war) auch ausschlaggebend dass München auf Linux umsteigt? |
Wilhelm Hoegner |
Nein. |
Micaela_M | In Wien dürfen die BenutzerInnen künftig zwischen Microsoft-Produkten oder freier Software wählen. Wird dieser Weg auch in München eingeschlagen? |
Wilhelm Hoegner | Nein. Wir wollen bis 2008 alle Arbeitsplätze auf Linux umstellen |
icb088 | Welche (Standard-)Applikationen werden zum Einsatz kommen ? |
Wilhelm Hoegner | Dies wird derzeit in einer Ausscheibung ermittelt. Ein Test der Funktionen hat aber im Rahmen der Feinkonzeptionsphase stattgefunden, mit SuSe Linux und Open Office. |
microsoftie | Grüß Gott! Wie stark wurde seitens Microsoft oder der Bundesregierung versucht, auf die Münchner Entscheidung Einfluss zu üben? |
Wilhelm Hoegner |
Von Microsoft wurde starker Einfluß ausgeübt, von der deutschen Bundesregierung keiner. |
plsletmein | In allen Studien ist die Linux-Lösung als teuerste bewertet worden; in wievielen Jahren rechnen Sie wirklich mit Kosteneinsparungen, die erhöhten Supportkosten haben Sie doch laufend? |
Wilhelm Hoegner | Das ist nicht richtig. Das Verhältnis zwischen langfristigen Kosten und Nutzen spricht nach der Unilog-Studie eindeutig für eine Open Source-Lösung. |
Frage per Mail: | Wird ein Middleware Framework, eine Art Software-Bus eingeführt (oder geplant), um die Interkommunikation verschiedener Applikationsgruppen (Standard-SW, Auftrags-programmierte Spezial-SW) zu begünstigen? Wenn ja welches? |
Wilhelm Hoegner | Wir haben die Strategie, alle Fachanwendungen auf Web umzustellen oder umstellen zu lassen. Dabei verwenden wir als Middleware Apache und Tomcat. |
Micaela_M | Wenn alles auf Linux umgestellt wird, rechnen Sie damit, dass einige BenutzerInnen sich mit Linux nicht "anfreunden" können? |
Wilhelm Hoegner | Ja, diesen Effekt hatten wir auch bei der Einführung von Windows. |
Pikku Myy |
"Das freie Computer-Betriebssystem Linux hat nach Ansicht von Intel-Präsident Paul Otellini in absehbarer Zeit keine Chance, das Windows-System von Microsoft bei den herkömmlichen Personal Computern zu verdrängen." (dpa) .. Was sagen Sie dazu? |
Wilhelm Hoegner | Das wird die Zeit und die Marktentwicklung zeigen. |
compies | Spielte die Windowsplattform als Virenplattform Nummer eins eine Rolle bei der Entscheidung, auch im Bezug auf den Endbenutzer? |
Wilhelm Hoegner | Ja. Wir gehen davon aus, dass die Viren-Problematik beim Einsatz von Linux als Betriebssystem nicht den Umfang annehmen wird wie derzeit bei Windows. |
Christian Leitold | Sind Sie der Meinung, dass Linux das intuitivere System ist, unter der Voraussetzung, dass jemand das erste Mal einen Computer bedient und auch kein Windows kennt? |
Wilhelm Hoegner | Nein. Solange man "Start" drücken muss um den PC zu beenden ... |
gummiente | Wie groß sind die IT-Kosten von München im Jahr und wieviel davon gedenken Sie, einzusparen? |
Wilhelm Hoegner | Wir rechnen ... Die langfristige Einsparung bei den Clients beträgt zwei Millionen Euro im Jahr - nach der Umstellung! |
Blubsi | Verwenden Sie selbst linux? |
Wilhelm Hoegner | Ja. |
Micaela_M |
Welche Linux-Distribution bevorzugen Sie? |
Wilhelm Hoegner | Ich persönlich SuSe (wegen der deutschen Sprache). |
belanglos | Werden Mitarbeiter angehalten sich auch in ihrer Freizeit mit Linux zu befassen? |
Wilhelm Hoegner | Anhalten tun wir sie nicht, wir ermuntern sie, sich über Linux schlau zu machen und die Vorteile eines freien Betriebssystems kennen zu lernen. Wir geben an unsere MitarbeiterInnen Knoppix CD's aus und ermuntern sie, diese zu Hause ohne Risiko für ihren Rechner anzuschauen. |
Micaela_M | In Wien haben politische Parteien Linux als Thema entdeckt. Wenn eine Stadt den Umstieg plant ist dieses Interesse für IT-Techniker hilfreich? |
Wilhelm Hoegner | Es ist sehr wohl hilfreich, wenn bei so einer Aktion die politische Rückendeckung vorhanden ist. |
2023 |
Warum steigen Sie nicht auf Thin-Clients um? Wäre das nicht günstiger? |
Wilhelm Hoegner | Wir haben in München ca. 160 dezentrale Fachanwendungen, bei dieser Situation hat unser Gutachter Unilog errechnet, dass die Zahl der verschiedenen erforderlichen Terminal Services nicht wirtschaftlich ist. |
dkp | Standen auch jemals andere Betriebsysteme, zum Beispiel Mac OS X zur Diskussion? |
Wilhelm Hoegner | Ja, wurde geprüft. |
gummiente | Und warum spart man überhaupt etwas mit Linux? Sind das alles nur Lizenzkosten für die Arbeitsplätze ? |
Wilhelm Hoegner | Es geht nur teilweise um die Lizenzkosten. Bei Open Source ist man halt auch in der Lage, aufgrund des offengelegten Quellcodes Fehlerbehebungen zeitlich schneller vornehmen zu können, was sich selbstverständlich positiv auf die Produktivität auf den Arbeitsplätzen auswirkt. |
dschnitzer |
Werden Sie Ihre Erfahrungen mit dem Umstieg der Community bereitstellen? (Danke für die Veröffentlichung der Münchner Evaluation Windows vs. Opensouce - ist sehr wertvoll & nützlich.) |
Wilhelm Hoegner | Ja. Wir haben hier eine sehr offene Information vor und werden auch mit der Stadt Wien zusammen arbeiten. |
belanglos | Ich selbst studiere Informatik an der TU Wien und habe festgestellt, dass man selbst Informatiker manchmal schwer "überzeugen" kann. Wie könnte man Ihrer Meinung die Thematik einfach für die Öffentlichkeit aufbereiten? |
Wilhelm Hoegner | Hauptgesichtspunkt sollte die Sicht des Benutzers auf die grafischen Möglichkeiten und Funktionen sein, und da lässt sich heute mit Open Source eine ganz ähnliche Benutzerfreundlichkeit wie bei Microsoft erreichen. |
Christian Leitold | Was halten Sie von einer Informationskampagne, die auch der Bevölkerung die Vorzüge eines freien Betriebssystems nahebringt, zum Beispieldurch die schon angesprochenen Knoppix-CD's? |
Wilhelm Hoegner | Ich denke, dass hier der Ansatzpunkt die Schulen und Bildungseinrichtungen sind, die entsprechende Aktivitäten in die Bevölkerung bringen müssen. Eine Stadtverwaltung allein, die ja eher interner EDV-Dienstleister ist, hat dazu wenig Möglichkeiten. Aber ich habe heute erfahren, dass es demnächst im Wiener Rathaus einen Open Source-Tag gibt. |
Christian Leitold |
Gibt es seitens Microsoft noch Bestrebungen, die Entscheidung rückgängig zu machen, zum Beispiel durch verbilligte "Köderangebote"? |
Wilhelm Hoegner | Aus meiner Kenntnis nicht. Insbesondere nicht bei der kniffligen Frage der Lizenzkosten. |
revolte | Was machen Sie mit der unzahl von Office-Macros, die während der letzten Jahre in den Offices geschrieben wurden? Gibt es Migrationenspläne? |
Wilhelm Hoegner | Wir haben hierfür ein eigenes Konzept. Einen Teil werden wir durch Web-Applikationen ersetzen. Den anderen Teil durch einheitliche Java-basierte Schnittstellen-Aufrufe für Open Office beziehungsweise Microsoft Office. |
gummiente | Wie viel von der Software, die eingesetzt werden wird, wird extra für diesen Umstieg programmiert? Wissen Sie zum Beispiel schon, was Sie unter Linux als Groupware verwenden - schon alleine nur, um Terminkalender zu teilen, so dass man mit Benutzerabhängigen verschiedenen Schreib/Leserechten darauf zugreifen kann? |
Wilhelm Hoegner | Wir wollen derzeit die zentralen Dienste und Serverkomponenten nicht ändern, da sie bereits ausschließlich unter Unix verfügbar sind. Allerdings hat uns der Münchener Stadtrat beauftragt, zukünftig auch in diesem Bereich verstärkt Open Source einzusetzen. |
microsoftie |
Welche Partner unterstützen Sie bei der Migration? |
Wilhelm Hoegner | Dies wird derzeit im Rahmen einer Ausschreibung ermittelt. |
martin911 | Können Sie oder einer Ihrer Mitarbeiter den Code von Linux lesen beziehungsweise selbst Änderungen vornehmen? Ich bin selbst Programmierer und muss sagen es ist nicht einfach! |
Wilhelm Hoegner | Entscheidend ist, dass ein sachkundiger Dritter in der Lage ist, entsprechenden Quellcode (c++) zu beurteilen. |
plsletmein | Werden durch den Linux-Einsatz zusätzliche Arbeitsplatze in der IT-Abteilung geschaffen? |
Wilhelm Hoegner | Ja. In der zentralen IT-Abteilung schon, weil wir gleichzeitig einen stadtweit einheitlichen Basisclient aufsetzen, der letztlich aber zu einer Arbeitsentlastung bei unseren Dienststellen in Sachen Systemverwaltung führen wird. |
tenx |
Wird es später eine "Verwaltungs-Distribution" vielleicht in Zusammenarbeit mit Suse auch für andere Kommunen geben? |
Wilhelm Hoegner | Dies ist nicht auszuschließen. |
Kiki Novak | Vielleicht nett zu wissen, dass Ihr Beispiel Schule macht: Ich bin Redakteur für die französische Zeitschrift "Linux Pratique" und habe dem Bürgermeister meiner 800-Seelen-Gemeinde letzte Woche vorgeschlagen, die Informatik des Rathauses (ca. zehn PCs) auf Linux zu migrieren. Dabei wurde das Beispiel München besprochen. Er ist begeistert, und nun wird der Gedanke in die Tat umgesetzt. |
Wilhelm Hoegner | Ich begrüße solche Entwicklungen im öffentlichen Bereich! |
compies | Wo sehen Sie jetzt noch die Risiken, welche die Umstellung komplett gefährden könnten, abgesehen von den Softwarepatenten? |
Wilhelm Hoegner | Dass der Markt beziehungsweise die Hersteller von Software-Applikationen ihre Produkte nicht so zeitgerecht, wie es für uns wichtig wäre, als Web-Applikationen zur Verfügung stellen. |
violine |
Wieso wurde eine reine Open Source-Lösung nicht gewählt? |
Wilhelm Hoegner | In München IST eine reine Open Source-Lösung angedacht! |
belanglos | Denken Sie also, dass prinzipiell die Features und nicht die Philosophie hinter Linux für Endanwender intressant und somit entscheidend ist? |
Wilhelm Hoegner | Ich denke, dass es eine Mischung zwischen beiden sein wird, für die Verwaltung allerdings zählen nur die fachlichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkte. |
plsletmein | Viele (fast alle) Studien zwischen Linux und MS beschreiben, dass MS im TCO wesentlich billiger sind. Was halten Sie von diesen Studien. |
Wilhelm Hoegner | Die Studie die für uns ausschlaggebend war (Unilog) hat eine entsprechende Betrachtung enthalten und kommt zu einem anderen Schluss. Nachzulesen bei unilog.de. |
Christian Leitold |
Wie sind die bisherigen Reaktionen Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Umstellung ausgefallen? |
Wilhelm Hoegner | Nach anfänglicher Skepsis stellen wir eine zunehmende Bereitschaft bei den MitarbeiterInnen fest, sich mit der neuen Software zu befassen und sie auch produktiv einzusetzen. |
Pikku Myy | Denken Sie, dass die Probleme mit XP Service Pack 2 und das lange Warten auf Windows Longhorn weitere Unternehmen wie auch Privatpersonen dazu veranlasst umzusteigen? |
Wilhelm Hoegner | Davon gehe ich aus, dass die Probleme mit XP mehr Leute nach Alternativen schauen lassen. |
tenx | Wird nicht auch die Hardware-Beschaffung schwieriger, weil nicht immer genau bekannt ist, ob es Treiber für ein Gerät gibt und wie gut diese funktionieren? |
Wilhelm Hoegner | Hardware wird in München generell auf der Basis von Ausschreibungsverfahren beschafft. Selbstverständlich ist die Ablauffähigkeit von zukünftig Linux ein K.O.-Kriterium für die Beschaffung. |
martin911 |
Was verwenden Sie zur Benutzerverwaltung und zur Verwaltung der Benutzerrechte und Benutzerprofile? ADS von MS hat da sicher die Nase vorne neben der NDS! |
Wilhelm Hoegner | Wir werden zukünftig für die Benutzerverwaltung ein eigenes LDAP-basiertes System aufbauen. |
nullum consilium | Hallo Herr Hoegner. Böse Zungen behaupten, dass man einen Linux-Admin nie dazu bringen wird, sich mit Usern zu beschäftigen. Wie sehen Sie das, und welche Vorkehrungen treffen Sie in München, um dem gegebenenfalls vorzubeuegen? |
Wilhelm Hoegner | In dem unsere Administratoren als ehemalige User weiter qualifiziert worden sind beziehungsweise werden. |
martin911 | Werden die Notebooks auch auf Linux umgestellt? Da sieht die Unterstützung wohl am tristesten aus. |
Wilhelm Hoegner | Soweit möglich, ja. Die heutige Notebook-Technologie macht aber in Sachen Linux nach meinen Erfahrungen wenig Schwierigkeiten. |
tomjohn |
Welche Bedrohungen gehen Ihrer Meinung nach von den sogenannten Softwarepatenten aus? Gibt es bereits Pläne, wie Sie allfälligen Klagen begegnen würden beziehungsweise werden bereits Vorkehrungen geschaffen (Patentpools, Zeitstempelstellen) um OS-Entwicklung vor einer Patentierung zu schützen? |
Wilhelm Hoegner | Letztlich handelt es sich um ein Problem der gesamten Software-Industrie. Mögliche Auswirkungen auf das Münchener Projekt werden derzeit im Rahmen eines Rechtsgutachtens geklärt. |
plsletmein | Wie sieht der genaue Zeitplan der Umstellung aus? Und was passiert, wenn er nicht eingehalten wird? |
Wilhelm Hoegner | Wir wollen alle Arbeitsplätze in unseren zwölf Referaten bis spätestens Ende 2008 umgestellt haben. Wir gehen davon aus, dass das klappt. Wir haben die Zeitpläne die Referate machen lassen und die haben genügend Spielraum eingebaut. |
plsletmein | Wenn jetzt ein PC kaputt geht, mit welchem OS wird er installiert? |
Wilhelm Hoegner | Windows NT 4.0. |
Micaela_M |
Ian Murdock (Debian) ist angetan vom Einsatz "seiner" Distribution in der spanischen Provinz Extremadura. Haben Sie sich dieses Projekt angesehen? |
Wilhelm Hoegner | Nein. |
icb088 | Werden Sie als "klassischer" Referenzkunde für andere Stadtverwaltungen zur Verfügung stehen, Ihre Erfahrungen weitergeben und eventuell bei der Entscheidungsfindung unterstützen? |
Wilhelm Hoegner | Ja. Ich bin heute in Wien und werde nach dem STANDARD-Chat meinen Wiener EDV-Kollegen treffen. |
2023 | Gibt es bezüglich Linux Arbeitsaufwanderhebungen? Ich stelle immer wieder fest, dass ich für meine täglichen Tasks ca. eine halbe Stunde länger unter Linux brauche - sei es das die Applikation langsamer ist, sei es umständliche Bedienung. |
Wilhelm Hoegner | Nachdem wir vorhaben, die Fachapplikationen im wesentlichen über Web zur Verfügung zu stellen, spielt hier allein die Performance des Browsers eine Rolle (auf dem Client). Hier gibt es kaum Unterschiede zwischen Windows und Linux. |
Christian Leitold |
Stichwort Debian - Haben Sie sich in der Evaluationsphase auch mit anderen Distributionen, eben z.B. auch dem komplett freien Debian, auseinandergesetzt? |
Wilhelm Hoegner | Ja. |
martin911 | Welchen Browser werden Sie für Ihre Web-Applikationen verwenden? |
Wilhelm Hoegner | Derzeit mozilla ab 1.4. |
Christian Leitold | Wie soll die Wartung beziehungsweise das regelmäßige Upaten funktionieren? Durch die EDV-Abteilung der Stadt selbst oder eine private Firma? |
Wilhelm Hoegner | Durch die EDV-Abteilung der Stadt selbst, am Anfang natürlich mit externer Unterstützung. |
tomjohn |
Was sind Ihre Erfahrungen bei der Suche und dem Gehalt geeigneter Linux-Distributoren? Von Microsoft beauftragte Studien sehen ja regelmäßig in den höheren Administratorengehältern und teuren Einschulungen einen Kostenvorteil gegenüber Linux. |
Wilhelm Hoegner | Die Distribution muss sicherlich in einem aufwendigen Prozess einmal ermittelt werden, aber dann ist eine laufende Pflege wesentlich günstiger als eine "Software Assurance" bei Microsoft. |
Christian Leitold | Welche Oberfläche kommt primär zum Einsatz? KDE, Gnome oder eine andere? |
Wilhelm Hoegner | Unser Test-PC im Rahmen der Feinkonzeptphase lief unter KDE 3.1. |
plsletmein | Sind die Administratoren von München pragmatisierte Beamte und hat das auf die Entscheidung eine Rolle gespielt? |
Wilhelm Hoegner | Es sind Beamte, die auf Nummer Sicher gehen. |
derDaniel |
Gibt es eine eigene interne Beschwerdestelle für die Mitarbeiter die ihr vielgeliebtes "Solitär" nicht mehr finden? ;-) |
Wilhelm Hoegner | Wir haben vor, einen Linux-First-Level-Support aufzubauen, wo sowas auflaufen könnte. Aber natürlich haben wir das entsprechende Open Source-Produkt für den Basis-Client vorgesehen ;-) |
martin911 | Hätten Sie sich die ganze Evaluierung nicht ersparen können und das ganze einfach Outgesourced? |
Wilhelm Hoegner | Das war in München politisch nie eine Alternative. Wir wollen das eigene IT-Knowhow erhalten und fortentwickeln. |
plsletmein | Welche IT-Innovationen außer der Linux-Kiste sind von Ihnen noch geplant? |
Wilhelm Hoegner | Derzeit sind wir mit diesem Großprojekt mehr als ausgelastet. |
plsletmein |
Spricht aus Ihrem Linux-Herzen eher der Techniker oder der Manager? |
Wilhelm Hoegner | Wenn ich ehrlich sein soll, der Techniker. |
icb088 | Denken Sie, dass die Entscheidung für Linux auch Auswirkungen auf krisengeschüttelte Hersteller von anderen Linux-Distributionen (zum Beispiel Mandrake) haben wird? |
Wilhelm Hoegner | Das kann ich nicht abschätzen. |
sinkle_malt | Welche Applikationen sind für das Projekt am wichtigsten? |
Wilhelm Hoegner | Sicher die Standard-Büro-Applikationen und die stadtweit auf vielen Arbeitsplätzen eingesetzten Fach-Applikationen im Finanzbereich, Personalbereich und öffentliche Ordnung. |
Christian Leitold |
Sehen Sie eine reelle Chance, dass mittel- bis langfristig gesehen die absolute Vorherrschaft von Microsoft zu Gunsten von Open Source-Software gebrochen wird, generell, nicht nur im öffentlichen Bereich? |
Wilhelm Hoegner | Aus meiner Sicht ist eine Chance durchaus gegeben, wenn die öffentliche Hand in dieser Vorreiterrolle Erfolge aufweisen kann. Auch die Industrie muss ein Interesse daran haben, kostengünstige und sichere Lösungen zum Einsatz zu bringen und sich nicht auf einen einzigen Monopolisten verlassen zu müssen. |
icb088 | Werden Sie die von Ihnen entwickelten Applikationen ebenfalls als Open Source, also unter der GPL, zur Verfügung stellen? |
Wilhelm Hoegner | Aiese Überlegungen gibt es bei uns. Wir müssen nur noch sehen, wie wir unsere interne Leistungsverrechnung damit in Einklang bringen. Generell hat aber der kostenlose Austausch von Programmen in der öffentlichen Hand Tradition. Auch in Wien, wie ich weiß. Ich bedanke mich für das große Interesse und hoffe, dass ich Ihre Fragen zumindest einigermaßen vollständig beantworten konnte. Auf Wiedersehen in München beim Oktoberfest! |