Mir fällt da grad' ein, dass Menschen ja eigentlich wie Erdbeeren sind. Wenn sie zu viel Sonne bzw. Zuwendung bekommen, werden sie fad und schnell schimmlig. Deshalb schätze ich an Erdbeeren das Nord-Süd-Gefälle. Eine Erdbeere, die in Schweden heranwächst, hat es schwerer als eine in Spanien. Geduldig harrt sie unter ihrem Blatt auf eine der 25 jährlichen Sonnenstunden Schwedens. Aber sie schmeckt köstlich und matscht nicht gleich zusammen. So ein Nord-Süd-Gefälle gibt es auch bei der Homo-Ehe. Sie entstand in Skandinavien und kam dann nach Deutschland. Skandinavische Hetero-Ehen kennt man von Ibsen und Ingmar Bergman. Erstrebenswerte Zustände waren das nicht. Auch das deutsche Bürgertum hat endlich aufgegeben und vor Jahren die gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft eingeführt. Deutsche Heteros interessieren sich seither ausschließlich für Hartz IV, Scheidung, Promiskuität, Jogginghosen und spanische Erdbeeren. Deutsche Schwule hingegen sind die Stützen der Gesellschaft. Man erkennt sie an den hübschen Anzügen von Zegna oder Costume National, am abgeschlossenen Hochschulstudium und an Monogamie. Sie bezahlen Steuern, Opernabonnements und kaufen Kunst. Sie spenden für das Holocaust-Denkmal, geben gesetzte Essen mit schwedischem Erdbeerkuchen und können Händel von Purcell unterscheiden.
Kein deutscher Hetero ist dazu noch im Stande, er hat ja genug mit seiner Hetero-Kleinfamilienneurose zu tun. Schwul sein ist in Deutschland zum Synonym für Gutmenschentum geworden, Politiker werden nur gewählt, wenn sie sich als Schwule outen und in der Zeit stand neulich, Kanzler Schröder erwäge, sich von Frau Doris zu trennen, da er den nächsten Wahlkampf nur mit gleichgeschlechtlichem Lebenspartner gewinnen könne.