<b>10.9.:</b> Richard Kriesche bricht eine Lanze für "Arnie"
Reaktion auf die Anregung Gerfried Sperls, Schwarzeneggers Rede in den Koffer zu packen
Redaktion
,
Betrifft: Gerfried Sperls Anregung, Schwarzeneggers Convent-Rede in Nennings Literatur-Gepäcksammlung zu integrieren ("Arnie in den Koffer"
, DER STANDARD, 7. 9.)
Der 57-jährige Arnold
Schwarzenegger beschrieb, wie er als Siebenjähriger die Demarkationslinie der britisch besetzten
Steiermark zum sowjetisch
besetzten Niederösterreich erlebte, und dass er damals auch
russische Panzer gesehen habe. Grund genug, "Arnie" Geschichts- und Geografieverfälschung vorzuwerfen. Schwarzenegger erinnert sich auch an
ein "sozialistisches Österreich", das in Wirklichkeit ein
großkoalitionäres war. Grund
genug, Schwarzenegger der
Vernaderung seiner Heimat zu
bezichtigen.
Worin liegen die Ursachen,
jemanden, der sich immer zu seinem "Österreichertum bekennen wird" (Zit. Schwarzenegger), unaufhörlich beckmesserisch fehlzudeuten?
Schwarzenegger hat in
Wirklichkeit eine Größe erreicht, die sich der Österreicher nur in Form des eigenen
Größenwahns zugesteht.
Schwarzenegger wird zur Projektionsfläche für die eigene
Inferiorität. Diese ermächtigt
den Österreicher, offenbar
auch wenn er ein so g. 68er ist,
Schwarzenegger die Pension
seiner Mutter und die eigene
Krankenversicherung aufzurechnen und mit seinem Vater
den ewigen Nazi hervorzukramen. Vergessen wird, dass
hier in der Zeit des 20-jährigen
Schwarzenegger (1968) kaum
eine Wohnung und kaum ein
Job ohne Staats- und Parteiapparat zu kriegen war. Staatsrundfunk und Parteizeitungen
taten auf geistiger Ebene das ihre. Hätte ein Underdog wie
Schwarzenegger nicht diese
verstaatlichte Bevormundung
erlebt, erkannt und sich ihr
letztlich entzogen, wäre er damals unter Garantie nicht einmal Bademeister in Thal bei
Graz geworden.
Richard Kriesche, Medienkünstler
(DER STANDARD, Printausgabe, 10.9.2004)
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