Betrifft: Gerfried Sperls Anregung, Schwarzeneggers Convent-Rede in Nennings Literatur-Gepäcksammlung zu integrieren ("Arnie in den Koffer" , DER STANDARD, 7. 9.)


Der 57-jährige Arnold Schwarzenegger beschrieb, wie er als Siebenjähriger die Demarkationslinie der britisch besetzten Steiermark zum sowjetisch besetzten Niederösterreich erlebte, und dass er damals auch russische Panzer gesehen habe. Grund genug, "Arnie" Geschichts- und Geografieverfälschung vorzuwerfen. Schwarzenegger erinnert sich auch an ein "sozialistisches Österreich", das in Wirklichkeit ein großkoalitionäres war. Grund genug, Schwarzenegger der Vernaderung seiner Heimat zu bezichtigen.

Worin liegen die Ursachen, jemanden, der sich immer zu seinem "Österreichertum bekennen wird" (Zit. Schwarzenegger), unaufhörlich beckmesserisch fehlzudeuten?

Schwarzenegger hat in Wirklichkeit eine Größe erreicht, die sich der Österreicher nur in Form des eigenen Größenwahns zugesteht. Schwarzenegger wird zur Projektionsfläche für die eigene Inferiorität. Diese ermächtigt den Österreicher, offenbar auch wenn er ein so g. 68er ist, Schwarzenegger die Pension seiner Mutter und die eigene Krankenversicherung aufzurechnen und mit seinem Vater den ewigen Nazi hervorzukramen. Vergessen wird, dass hier in der Zeit des 20-jährigen Schwarzenegger (1968) kaum eine Wohnung und kaum ein Job ohne Staats- und Parteiapparat zu kriegen war. Staatsrundfunk und Parteizeitungen taten auf geistiger Ebene das ihre. Hätte ein Underdog wie Schwarzenegger nicht diese verstaatlichte Bevormundung erlebt, erkannt und sich ihr letztlich entzogen, wäre er damals unter Garantie nicht einmal Bademeister in Thal bei Graz geworden. Richard Kriesche, Medienkünstler (DER STANDARD, Printausgabe, 10.9.2004)