Der demokratische Präsidentschaftskandidat John Kerry hat die Zahl 1000 als "tragischen Meilenstein" bezeichnet: Mehr als tausend amerikanische Soldaten sind seit Beginn des Kriegs im Irak gefallen. Notabene handelt es sich dabei nur um im Kampf getötete Armeeangehörige, Suizide - offenbar ein größeres Problem in der US-Armee - und Unfälle sind in dieser Zahl nicht enthalten.

Die Statistik musste übrigens von Nachrichtenagenturen aus verschiedenen Quellen erstellt werden, offiziell gibt es sie nicht. Dazu kommen gut 7000 Verletzte, wobei man sich nicht der Illusion hingeben sollte, dass alle davon das Krankenhaus auf den eigenen Beinen verlassen werden. Tausend, das sind dreimal so viele tote amerikanische Soldaten als im Golfkrieg im Jahr 1991, als der Irak vergleichsweise noch ein militärischer Riese war. Und tausend Tote, damit lässt sich, zynisch gesagt, trefflich wahlkämpfen. Aber es wird John Kerry nichts nützen: Auf der anderen Waagschale liegen die dreitausend Toten des World Trade Center, und noch immer gelingt es der US-Regierung mit Leichtigkeit, die Beziehung zwischen 11. September 2001 und Irak herzustellen. Die Frage nach den irakischen Toten ist in dieser Konstellation, der des "Kriegs gegen den Terror", natürlich überhaupt nicht angebracht. Beobachter gehen jedenfalls im Irak von 12.000 bis 14.000 Toten aus, die Zahl exkludiert aber die während der Invasion gefallenen irakischen Soldaten.

Diese Zahlen, wenn sie es überhaupt in die Öffentlichkeit schaffen, werden oft mit einem "Unter Saddam Hussein war es noch schlimmer", seit kurzem auch mit "In Darfour ist es ja weit schlimmer" gekontert. Da sind Vergleiche von Umständen und Zahlen - in anderen historischen Kontexten vehement abgelehnt - plötzlich erlaubt. Dahinter stehen Desinteresse und Missachtung, es sind eben doch nur tote Iraker und Irakerinnen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.9.2004)