Wiener Wissenschafter entdeckten Grund für schwere Erbkrankheit
Redaktion
Wien - Tuberöse Sklerose ist grässlich und nicht heilbar. Weltweit
erkrankt eines von 6.000 Neugeborenen. Es treten
ständig neue Tumoren an verschiedensten Körperteilen auf. Doch Wiener
Wissenschafter um den Genetiker Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger
von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde am AKH haben jetzt die
eigentliche Ursache für die Krankheit entdeckt. Gen-Mutationen führen
zu einer Zerstörung der wichtigsten Bremse, die Zellen an der
Teilung hindert.
"Wir arbeiten daran schon seit einigen Jahren. Das ist eine
fürchterliche Erkrankung. Die Kinder bekommen Tumoren im Gehirn, in
den Augen, in der Leber und an anderen Körperstellen. Das einzige was
man tun kann, sind ständige Operationen - so weit sie möglich sind",
sagte Hengstschläger.
Mutationen in
den Genen TSC1 oder TSC2
Die angeborene genetische Erkrankung entsteht durch Mutationen in
den Genen TSC1 oder TSC2. Tuberöse Sklerose-Patienten bekommen durch
unkontrollierte Zellteilung immer wieder unzählige Tumore in fast
allen Organen. Besonders häufig betroffen sind Auge, Haut, Herz,
Nieren und das Gehirn. Letztere verursachen bei 90 Prozent der
Patienten Epilepsie und bei mehr als 50 Prozent der Betroffenen
psychische Auffälligkeiten - hauptsächlich Autismus. Damit stellen
Mutationen in den beiden Tuberöse Sklerose Genen die häufigsten heute
bekannten genetischen Ursachen für Epilepsie und Autismus dar. Beim
Vollbild der Krankheit tritt der Tod oft bereits im Kindesalter ein.
Während man die mutierten Gene bereits kannte, war ihr Effekt aber
bisher nicht klar. Die Mutationen in den Tuberöse Sklerose Genen
aktivieren die Zerstörung der wichtigsten molekularen 'Bremse' der
Zellteilung, ein Protein mit dem Namen p27. Dadurch beginnt bei den
Patienten an den verschiedensten Stellen des Körpers unkontrollierte
Zellteilung und die Tumore entstehen. Diese Erkenntnisse bilden die
Basis für jetzt folgende neue Therapiekonzepte zur Behandlung dieser
häufigen schweren Erbkrankheit. Nun kann man nach Substanzen suchen,
welche dieser Vorgänge blockieren könnten." Dass bei der Krankheit
die Blockierung der Zellteilung aufgehoben wird, könnte auch
Auswirkungen auf die zukünftige Erforschung von Krebs haben. (APA)
Jeder User hat das Recht auf freie Meinungsäußerung.
Die Kommentare im Forum geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
Die Redaktion behält sich vor, Kommentare, welche straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen,
den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen
(siehe ausführliche Forenregeln),
zu entfernen. Der/Die Benutzer/in kann diesfalls keine Ansprüche stellen.
Weiters behält sich die STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H. vor, Schadenersatzansprüche
geltend zu machen und strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.