Wien - Die Industriellenvereinigung (IV) will die Flexibilisierung der Arbeitszeit auf eine gesetzliche Ebene für alle Branchen stellen, um die tägliche Normalarbeitszeit generell von acht auf zehn Stunden ausdehnen zu können. Dadurch würde die gewünschte Flexibilität auch ohne eine Einigung auf Kollektivvertragsbasis (KV) möglich. Dies ist eine zentrale Forderung im neuen IV-Strategiepapier.

Während die SPÖ der Idee mit dem Argument, die Industrie wolle sich nur Überstundenzuschläge sparen, sofort eine Abfuhr erteilte, geht IV-Präsident Veit Sorger davon aus, dass dadurch 25.000 neue Jobs geschaffen würden, wovon rund 10.000 "aus dem Heer der Arbeitslosen kommen würden". Man könne sich der Diskussion um mehr Flexibilität schon allein deshalb nicht entziehen, weil die EU-Kommission bald einen neuen Richtlinienentwurf präsentierten könnte, der von elf Stunden minimaler Tagesruhezeit ausgeht, was, "viel härter als die Forderungen der heimischen Wirtschaft wäre".

Weitere Kernforderungen des IV-Papiers: mehr Budgetmittel für Forschung und Entwicklung, eine Ökostrom-Novelle und eine zeitliche Begrenzung für Rechtsnormen, welche Unternehmen administrativ belaste. Geht es nach Sorger und IV-Generalsekretär Markus Beyrer, müsse die öffentliche Hand für 2005 rund hundert Mio. Euro zusätzlich für F & E aufbringen. Ein wesentlicher Teil der Finanzierung sollte aus der Verwaltungsreform kommen. Die Kostenbremse will man hingegen beim Ökostrom ziehen. Das System sei ineffizient und habe die Industrie allein 2004 bereits hundert Mio. Euro an Beiträgen gekostet, heißt es. Hier wünscht man sich eine "administrierbare Budgetbegrenzung". (bach, Der Standard, Printausgabe, 10.09.2004)